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News: Hüpfende Kiesel

38-mal, so oft müssen Sie einen Kiesel übers Wasser hüpfen lassen, um den aktuellen Weltrekord zu schlagen. Tipps und Tricks dazu gibt ein französischer Physiker.
Hüpfender Stein
Während eines Spaziergangs kommen Sie an einem Fluss oder See vorbei. Die Wasseroberfläche ist einladend ruhig, Steine liegen verführerisch am Ufer, und plötzlich überkommt es Sie: Sie greifen sich einen möglichst flachen, glatten Stein und lassen ihn über die Wasseroberfläche hüpfen - je öfter, desto besser. Wahrscheinlich freuen Sie sich schon, wenn der Stein mehr als dreimal springt. Jerdone Coleman-McGhee würde dagegen nur müde lächeln: Er hält den Weltrekord mit 38 Hüpfern am Blanco River in Texas.

Aber nicht traurig sein! Lydéric Bocquet von der Université Claude Bernard Lyon 1 verrät, wie Sie Ihre Technik verbessern können - auf streng wissenschaftlicher Basis natürlich. Inspiriert durch die neugierigen Fragen seines achtjährigen Sohnes hat er nämlich berechnet, wie ein Werfer die Schwerkraft und den Widerstand des Wassers überlisten kann. So kam er auch dem Geheimnis des Weltrekordlers Coleman-McGhee auf die Spur.

Viel Neues brachten seine Untersuchungen dabei eigentlich nicht zu Tage, aber er bestätigte lange gehegte Vermutungen und konnte diese physikalisch begründen. So ist ein besonders flacher und runder Stein zum Werfen am besten geeignet, weil eine relativ große Oberfläche mit dem Wasser in Kontakt kommt und sich der Stein so gut abstoßen kann.

Auch die Geschwindigkeit ist natürlich von großer Bedeutung: Damit das Geschoss wenigstens einmal hüpft, muss es zumindest einen Kilometer pro Stunde schnell sein. Das sollte eigentlich noch jedem gelingen. Noch weiter kommt ein Stein mit Rotation. Diese, so stellte Bocquet fest, stabilisiert die Flugbahn und verhindert, dass er kippt und seitlich ins Wasser abtaucht.

Doch wie schlägt man jetzt den Weltrekord? Am besten schicken Sie das Geschoss mit einer schnellenden Bewegung aus dem Handgelenk in einem möglichst flachen Winkel zum Wasser auf die Reise. Dabei muss es mindestens 14-mal in der Sekunde rotieren und außerdem vierzig Kilometer pro Stunde schnell sein. Gar nicht so einfach, aber zumindest wissen Sie jetzt, wo Sie beim nächsten Sonntagsspaziergang ansetzen müssen.

Und einen letzten "Geheimtipp" gibt Ihnen Boucquet auch noch auf den Weg. Seine Gleichungen haben gezeigt, dass kleine regelmäßig angeordnete Dellen im Stein - ähnlich wie bei einem Golfball - noch besser als eine glatte Oberfläche wären. Diese erhöhen zwar die Reibung mit dem Wasser und verlangsamen den Stein ein wenig, dafür verleiht ein anderer physikalischer Effekt - der Magnus-Effekt - , der bei rotierenden Körpern in einem Medium auftritt, ihm noch etwas mehr "Sprungkraft".

"Aber ich glaube, das hieße Schummeln", mahnt der französische Physiker. Egal ob mit oder ohne Schummelei, viel Spaß beim Üben!

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