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Meeresbiologie: Humboldtkalmare erobern kalifornische Küste

Humboldtkalmar
Riesige Kalmare haben sich mittlerweile fest im Pazifik vor Kaliforniens Küste etabliert und damit ihr eigentliches Verbreitungsgebiet deutlich vergrößert – bislang lebten sie vor allem vor der Westküste Südamerikas und drangen nur sporadisch nach Norden vor. Das dauerhafte Auftreten der bis zu drei Meter langen und fünfzig Kilogramm schweren Humboldtkalmare (Dosidicus gigas) führt Bruce Robison vom Forschungsinstitut des Monterey-Bay-Aquariums auf veränderte Lebensbedingungen in den Ozeanen und vor allem das Fehlen von Fressfeinden zurück, die wie Haie oder Tunfische überfischt wurden.

Humboldtkalmare erobern kalifornische Küste | Humboldtkalmare erobern kalifornische Küste: Forscher notieren immer mehr der Tiere nördlich ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets.
Die Invasion weckt nun Ängste bei Fischern, denn die Humboldtkalmare sind wegen ihres Hungers und ihres flexiblen Speiseplans berüchtigt. Diese Bedenken sind durchaus berechtigt, wie die Videoanalysen durch Robison und seine Kollegen belegen: Über 16 Jahre hinweg zeichneten automatische Kameras in der Tiefsee vor Kalifornien automatisch alles Leben auf, das ihnen vor die Linse ihrer Tauchboje schwamm. Erstmals tauchten die schwimmenden Mollusken Anfang der 1990er Jahre auf, als selbst vor Alaska einzelne Exemplare gesichtet und gefangen wurden. In größerer Zahl kreuzten sie jedoch erst 1997 vor den Kameras auf, als ein starker El Niño das Wasser vor Kalifornien überdurchschnittlich erhitzte.

Anschließend verschwanden die Krakenverwandten wieder von den Bildschirmen, bis sie im nächsten El-Niño-Jahr 2002 neuerlich nach Norden zogen und diesmal dauerhaft blieben. Doch bei jedem Auftreten schwanden die Bestände des kommerziell interessanten Seehechts, dessen Überreste die Forscher immer wieder in den Mägen der Kalmare nachweisen konnten. Ähnliche Probleme für die Fischerei wurden 2004 auch aus Chile gemeldet, als dort Humboldtkalmare ebenfalls massenhaft auftraten und mit den Fischern um Sardellen und Sardinen konkurrierten.

Warum Dosidicus gigas nun auch außerhalb von El Niños in kalifornischen Gewässern verbleiben, können die Biologen noch nicht richtig erklären. An den Wassertemperaturen alleine liegt es nicht, denn trotz der Abkühlung des Pazifiks nach 2002 blieben sie vor Ort und vermehrten sich. Zudem leben sie auch in tropischen Gewässern bis in Tiefen von 1000 Metern, wo das Wasser kalt ist. Vielmehr profitierten sie von der Überfischung ihrer wichtigsten Fressfeinde, die sie nun nicht mehr ausreichend dezimieren könnten, so Robison. Bisweilen verzehren sie sogar verletzte Artgenossen.

Nicht ungefährlich sind die Humboldtkalmare auch für Taucher, die zufällig oder absichtlich auf sie treffen. Die schnellen Tiere – sie schwimmen bis zu 43 Kilometer pro Stunde – können mit ihren Tausenden von Saugnäpfen rasch und fest zupacken und attackieren bisweilen auch Menschen, die sich ihnen zu sehr nähern. (dl)

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