Entomologie: Hummel, Hummel - mors, mors
Eigentlich müssten Hummeln große Sympathieträger sein: Sie sind überwiegend harmlos, pelzig, verrichten großartige Befruchtungstaten in der Pflanzenwelt und verbreiten im Flug ein beruhigendes Brummen. Dennoch gelten sie als primitiver im Vergleich zum hoch entwickelten Sozial- und Kommunikationswesen der Bienen - zu Unrecht?
Hummeln werden gemeinhin als die gemütlich von Blüte zu Blüte manövrierenden Schwergewichte unter den Hautflüglern betrachtet, die zwar stechen können, aber meist wenig aggressiv wichtige Bestäubungsaufgaben übernehmen – eine große Gruppe von Pflanzen wie der Eisen- oder der Fingerhut ist so abhängig von ihnen, dass sie auch als Hummelblumen tituliert werden. Die Kerfe sind selbst dann noch im Sinne von Obst- oder Kleebauern aktiv, wenn die landläufig als fleißig eingestuften Honigbienen (Apis mellifera) bereits wegen Schlechtwetters den Flug- und damit auch Dienstleistungsbetrieb eingestellt haben.
Jedoch wird ihr Arbeitseifer bislang weniger gewürdigt – die Hummeln verrichten ihr Tagwerk zumeist unspektakulär im Verborgenen und ohne Zweitnutzen für den Menschen, denn sie agieren und leben in eher kleinen Kolonien mit maximal 500 Mitgliedern. Richtig große Staaten, deren Honig genutzt werden könnte, fehlen dagegen völlig. Die Lebensweise der Honigbienen in Stöcken mit ihrer Vielzahl an emsigen Arbeiterinnen hat zudem noch einen großen Vorteil, der den Hummeln fehlt: Die Kundschaft neuer ergiebiger Nektarquellen spricht sich unter der Belegschaft schnell herum – der oft zitierte Schwänzeltanz als Informationsmedium macht es möglich.
Viele Hummeln suchen zudem oft in artenreichen Lebensräumen nach Futter, in denen sie einen Großteil der Pflanzen womöglich nicht kennen, was sie vor eine schwierige Wahl stellen könnte: Ihre Lieblingsblumen sind eventuell nur in geringer Stückzahl vorhanden oder bereits in ihrer Ausbeute erschöpft, und so müssen die Arbeiterinnen unter Umständen eine Vielzahl neuer Kräuter austesten, um ihren Tagessoll zu erfüllen. Dies aber ist kraft- und zeitraubend, weshalb jetzt Ellouise Leadbeater und Lars Chittka von der Londoner Queen-Mary-Universität experimentell untersuchten, ob und wie die Insekten neue Nektar-Tankstellen für sich auch ökonomischer erschließen können.
Die beiden Forscher boten dazu 17 Erdhummeln (Bombus terrestris) die Möglichkeit, zwischen acht künstlichen Blumen in blauer oder gelber Farbe sowie jeweils vier unterschiedlicher Blütenformen zu wählen, die alle die gleiche Menge an Zuckerwasser offerierten. Das Experiment begann damit, dass ein "Vorführ-Hummel" genanntes Exemplar sich an einem zufällig ausgewählten und platzierten Kunstkraut delektieren durfte. Sobald dieses Individuum begann, sich an der Göttertrank-Quelle zu laben, wurden die restlichen sieben Nektarspender sowie eine "Beobachter-Hummel" in die Flugarena eingebracht.
Im ersten Versuch flogen die völlig unvorbereiteten und dementsprechend ahnungslosen Beobachter-Hummeln überwiegend die schon besetzte Blüte an, obwohl sich dort bereits das erste Tier tränkte. Dagegen verzichteten sie in der Mehrzahl der Fälle auf eigene Erkundungstouren zu den sieben freien Alternativen. Anschließend wurde dieser Ablauf von den Forschern zwölf Mal wiederholt, wobei den Demonstranten stets eine einzige neue Kraftstoffquellenform vorgesetzt wurde.
Hier kam es nun zu ersten Änderungen im Verhalten der jeweils unwissenden Hautflügler: Zwei Drittel von ihnen suchten wiederum nur jene Blütentypen auf, die sie bereits im ersten Durchlauf besucht hatten und schon kannten – die restlichen Tiere ließen sich immerhin auf neue Nahrungspflanzen ein. Doch erneut steuerte ein Großteil von diesen schon okkupierte Aufbauten an. Beobachter-Hummeln flogen jedoch niemals von sich aus ihnen fremde Blüten an: Dies geschah ausschließlich, wenn sie dort Artgenossen erspähten – eine auf blaue Blumen geeichte Hummel besuchte demnach nie einen gelben Spender, sofern dort kein Artgenosse vorkostete.
Je mehr sich die Beobachter-Hummeln dann im Verlaufe des Tests im Versuchs-Garten auskannten, desto mehr setzten sie auf ihr eigenes Gespür und bedachten die ihnen bekannten blauen wie gelben Vorrichtungen gleichermaßen. Das Austesten bereits besetzter Blüten sowie das anschließende Abkupfern der neuen Besuchsstrategie durch die anfänglich unbedarften Exemplare könnte daher eine energiesparende Abkürzung beim Nahrungserwerb sein, so die Forscher.
Auf diese Weise ersparen sich die anderweitig nicht kommunizierenden Hummeln Enttäuschungen und Fehlschläge auf ihren Suchflügen, und sie können derart durch Observierung jederzeit die ergiebigsten Nektar-Quellen ausmachen. Ob aber diese Strategie auf olfaktorischen oder visuellen Signalen basiert, vermögen Leadbeater und Chittka noch nicht zu sagen. Noch etwas einfacher und cleverer zu Nahrung kommen übrigens nahe Verwandte von Bombus terrestris: Wegen zu kurzer Saugrüssel beißen diese Hummeln einfach Löcher in die Blüten von für sie normalerweise ungeeigneten Pflanzen, um an den begehrten Stoff heranzukommen – sie begehen einen effektiven Blüteneinbruch.
Jedoch wird ihr Arbeitseifer bislang weniger gewürdigt – die Hummeln verrichten ihr Tagwerk zumeist unspektakulär im Verborgenen und ohne Zweitnutzen für den Menschen, denn sie agieren und leben in eher kleinen Kolonien mit maximal 500 Mitgliedern. Richtig große Staaten, deren Honig genutzt werden könnte, fehlen dagegen völlig. Die Lebensweise der Honigbienen in Stöcken mit ihrer Vielzahl an emsigen Arbeiterinnen hat zudem noch einen großen Vorteil, der den Hummeln fehlt: Die Kundschaft neuer ergiebiger Nektarquellen spricht sich unter der Belegschaft schnell herum – der oft zitierte Schwänzeltanz als Informationsmedium macht es möglich.
Wie aber behelfen sich die diesbezüglich schweigsamen Hummeln, die keine derartigen Stammesbotschaften übertragen? Schließlich müssen sie ebenfalls stets neue Nahrungspflanzen auftun, wollen sie und ihre Brut nicht plötzlich auf dem Trockenen sitzen. Bekannt war der Wissenschaft bislang nur die umgekehrte Nachrichtenübermittlung, bei der die Pollen aufnehmenden Tiere bestimmte Duftstoffe aus Tarsus-Drüsen an den leer geräumten Kelchen hinterlassen, sodass Nachfolgerinnen und Nachfolger – bei den Hummeln sammeln die Männchen ebenfalls, tragen die Beute aber nicht in den Bau ein – diese mangels Erfolgsaussichten meiden.
Viele Hummeln suchen zudem oft in artenreichen Lebensräumen nach Futter, in denen sie einen Großteil der Pflanzen womöglich nicht kennen, was sie vor eine schwierige Wahl stellen könnte: Ihre Lieblingsblumen sind eventuell nur in geringer Stückzahl vorhanden oder bereits in ihrer Ausbeute erschöpft, und so müssen die Arbeiterinnen unter Umständen eine Vielzahl neuer Kräuter austesten, um ihren Tagessoll zu erfüllen. Dies aber ist kraft- und zeitraubend, weshalb jetzt Ellouise Leadbeater und Lars Chittka von der Londoner Queen-Mary-Universität experimentell untersuchten, ob und wie die Insekten neue Nektar-Tankstellen für sich auch ökonomischer erschließen können.
Die beiden Forscher boten dazu 17 Erdhummeln (Bombus terrestris) die Möglichkeit, zwischen acht künstlichen Blumen in blauer oder gelber Farbe sowie jeweils vier unterschiedlicher Blütenformen zu wählen, die alle die gleiche Menge an Zuckerwasser offerierten. Das Experiment begann damit, dass ein "Vorführ-Hummel" genanntes Exemplar sich an einem zufällig ausgewählten und platzierten Kunstkraut delektieren durfte. Sobald dieses Individuum begann, sich an der Göttertrank-Quelle zu laben, wurden die restlichen sieben Nektarspender sowie eine "Beobachter-Hummel" in die Flugarena eingebracht.
Im ersten Versuch flogen die völlig unvorbereiteten und dementsprechend ahnungslosen Beobachter-Hummeln überwiegend die schon besetzte Blüte an, obwohl sich dort bereits das erste Tier tränkte. Dagegen verzichteten sie in der Mehrzahl der Fälle auf eigene Erkundungstouren zu den sieben freien Alternativen. Anschließend wurde dieser Ablauf von den Forschern zwölf Mal wiederholt, wobei den Demonstranten stets eine einzige neue Kraftstoffquellenform vorgesetzt wurde.
Hier kam es nun zu ersten Änderungen im Verhalten der jeweils unwissenden Hautflügler: Zwei Drittel von ihnen suchten wiederum nur jene Blütentypen auf, die sie bereits im ersten Durchlauf besucht hatten und schon kannten – die restlichen Tiere ließen sich immerhin auf neue Nahrungspflanzen ein. Doch erneut steuerte ein Großteil von diesen schon okkupierte Aufbauten an. Beobachter-Hummeln flogen jedoch niemals von sich aus ihnen fremde Blüten an: Dies geschah ausschließlich, wenn sie dort Artgenossen erspähten – eine auf blaue Blumen geeichte Hummel besuchte demnach nie einen gelben Spender, sofern dort kein Artgenosse vorkostete.
Je mehr sich die Beobachter-Hummeln dann im Verlaufe des Tests im Versuchs-Garten auskannten, desto mehr setzten sie auf ihr eigenes Gespür und bedachten die ihnen bekannten blauen wie gelben Vorrichtungen gleichermaßen. Das Austesten bereits besetzter Blüten sowie das anschließende Abkupfern der neuen Besuchsstrategie durch die anfänglich unbedarften Exemplare könnte daher eine energiesparende Abkürzung beim Nahrungserwerb sein, so die Forscher.
Auf diese Weise ersparen sich die anderweitig nicht kommunizierenden Hummeln Enttäuschungen und Fehlschläge auf ihren Suchflügen, und sie können derart durch Observierung jederzeit die ergiebigsten Nektar-Quellen ausmachen. Ob aber diese Strategie auf olfaktorischen oder visuellen Signalen basiert, vermögen Leadbeater und Chittka noch nicht zu sagen. Noch etwas einfacher und cleverer zu Nahrung kommen übrigens nahe Verwandte von Bombus terrestris: Wegen zu kurzer Saugrüssel beißen diese Hummeln einfach Löcher in die Blüten von für sie normalerweise ungeeigneten Pflanzen, um an den begehrten Stoff heranzukommen – sie begehen einen effektiven Blüteneinbruch.
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