Bestäuber: Hummeln bevorzugen kranke Tomaten
Hummeln bevorzugen offenbar ausgerechnet kranke Tomatenpflanzen, die mit dem so genannten Gurkenmosaikvirus infiziert sind. Der Grund dafür ist eine geschickte Manipulation, die das Virus am Geruch der Pflanzen vornimmt, wie ein Team um John Carr von der University of Cambridge nun entdeckte.
Die Wissenschaftler züchteten Tomaten in einem Gewächshaus heran und brachten anschließend einige von ihnen mit dem Gurkenmosaikvirus in Kontakt. Dann ließen sie Hummeln durch das Gewächshaus fliegen und beobachteten das Verhalten der Tiere. Dabei entdeckten sie, dass die Bestäuber zielstrebig zuerst die infizierten Pflanzen anflogen und dort auch am meisten Zeit verbrachten. Analysen der Duftstoffe, die die Tomaten verströmten, offenbarten, dass das Virus offenbar die Genexpression der Pflanze so verändert, dass sie andere flüchtige organische Verbindungen ausstößt, die besonders anziehend auf die Insekten zu wirken scheinen.
Carr und sein Team vermuten, dass aus dieser Manipulation am Ende sowohl die Pflanze als auch das Virus Vorteile ziehen. Denn die lockende Duftnote verbessert bei den kranken Tomaten, die auf Grund ihrer kleineren Früchte sonst schlechte Karten hätten, die Chance auf Reproduktion. Das nützt auch dem Virus, das auf diesem Weg dafür sorgt, dass auch krankheitsanfällige Pflanzen ihr Erbgut weiterverbreiten und so am Ende wiederum mehr potenzielle Wirte für das Virus entstehen. Mit Hilfe eines mathematischen Modells konnten die Forscher berechnen, dass Gene, die die Tomate anfälliger für das Gurkenmosaikvirus machen, auf diese Weise extrem lange und über viele Generationen hinweg erhalten bleiben.
Das Virus wird vor allem durch Blattläuse übertragen. Die befallenen Pflanzen – neben Tomaten auch Gurken, Kürbisse oder Zucchinis – haben oft deformierte, weniger genießbare Blätter und Früchte, zum Teil sind die Blätter gelblich gescheckt. Hummeln können sich nicht mit dem Virus infizieren.
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