Verhaltensforschung: Hummeln lernen durch Beobachten und Bewerten
Hummeln wissen genau, bei wem es schmeckt: Sie schauen sich bei ihren Artgenossen ab, welche Blüten die größte Ausbeute versprechen. Allerdings können sie diese erlernte Vorliebe auch wieder ablegen, wenn der vermeintlich süße Nektar sie enttäuscht, wie Forscher um Lars Chittka und Ellouise Leadbeater von der Londoner Queen Mary University nun bestätigen: Die schwergewichtigen Hautflügler assoziieren Blütenfarben mit dem Geschmack der dort gefundenen Speise und nutzen die Erkenntnis, um die Entscheidungen ihrer Artgenossen zu bewerten.
Im Experiment hatten die Wissenschaftler zunächst 158 Hummeln trainiert: Die sechsbeinigen Probanden durften zunächst eine Modellhummel beim Besuch künstlicher Blumen beobachten. Nach zehn Minuten Anschauungsunterricht wurden die Tiere dann in den Versuchsaufbau mit verschiedenfarbigen Blütenattrappen entlassen. Dabei flogen sie nun bevorzugt die Blütenfarbe an, die zuvor der vermeintliche Artgenosse besucht hatte.
Zur Belohnung erhielten die pelzigen Bienen schmackhafte Zuckerlösung. Allerdings nur die, die in der richtigen Versuchsgruppe waren: Einem Teil der Hummeln setzten die Forscher nämlich bitteres Quinin vor, damit die Tiere die Blütenfarbe mit einer enttäuschenden Geschmackserfahrung assoziierten. Tatsächlich lernten die Hummeln, solche Blüten in Zukunft zu meiden. Dieser Lerneffekt überwiegt selbst dann, wenn die Entscheidungen von beobachteten Artgenossen ihm widersprechen.
Durch das Abschauen lernen Hummeln demnach, Blütenfarben mit süßem Nektar zu verbinden, schlussfolgern Chittka und Leadbeater. Allerdings bewerten die Insekten die Entscheidungen ihrer Artgenossen auch danach laufend: Schmeckt die Nahrung nicht, so vermeiden sie die Blüten, auch wenn sie auf ihnen Artgenossen sichten. Die Hummel lernt dabei ebenso rasch "lila Blüten schmecken lecker" wie "meine Artgenossen haben keinen Geschmack."
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