Epidemiologie: Hundert Jahre Gemeinsamkeit
Die Evolutionsgeschichte des Aids-Erregers erweist sich als verblüffend kompliziert: Einige HI-Viren haben wohl schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts Menschen infiziert - also zwei Jahrzehnte früher als bislang vermutet. Das stellt auch die bisherigen Hypothesen über die Ursachen der Tödlicheit von HIV für den Menschen in Frage.
In den 1980er Jahren geriet ein vermeintlich neues Virus in die Schlagzeilen: das humane Immundefizienzvirus HIV, der Erreger der Immunschwächekrankheit Aids. Zunächst auf einzelne Risikogruppen beschränkt, haben sich Virus wie Krankheit inzwischen quer durch alle Bevölkerungsgruppen und Kontinente verbreitet – mit fatalen Folgen insbesondere in den Entwicklungsländern. Eine erfolgreiche und sichere Impfung gibt es bis heute nicht, Medikamente wirken zwar lebensverlängernd, doch heilen können sie nicht. Die Vermeidung der Infektion bleibt damit die wichtigste Waffe im Kampf gegen die tödliche Seuche.
Doch so neu, wie zunächst gedacht, ist die menschlich-virale Bekanntschaft offenbar nicht. So haben einige HI-Viren haben wohl schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Menschen infiziert – das wäre noch einmal rund zwei Jahrzehnte früher als bislang vermutet. Zudem wird deutlich, dass der Vorläufer des menschlichen Erregers, das Affenvirus SIV, sich nicht in jedem Fall schon seit Jahrmillionen mit seinem Affenwirt gemeinsam entwickelt.
Die Evolutionsgeschichte des Aids-Erregers sei damit komplizierter als gedacht, was auch die bisherigen Hypothesen über die Ursachen der Tödlichkeit von HIV für den Menschen in Frage stellt, berichten zwei Forscherteams von der University of Arizona in Tucson unter der Leitung von Michael Worobey.
Marlea Gemmel hatte dabei alte genetische Proben eines HIV-1-Stammes untersucht, der 1960 in der Demokratischen Republik Kongo konserviert worden war, und sie mit der schon zuvor analysierten, ältesten erhaltenen Erbgutsequenz eines afrikanischen HIV-Stammes aus dem Jahr 1959 verglichen. Beide Stämme weisen entgegen der Erwartung schon recht deutliche Unterschiede auf.
Dies deute darauf hin, dass sich HIV-Varianten früher auseinander entwickelten und demnach ein gemeinsames Ur-HIV auch schon früher entstanden war als angenommen. Dieses erste HIV-1-Virus dürfte nach dem neuen Erbgutvergleich rechnerisch nicht, wie bisher vermutet, in den frühen 1930er Jahren, sondern schon 1908 erstmals einen Menschen infiziert haben.
Ein zweites Team um Joel Wertheim beschäftigte sich mit der Entwicklungsgeschichte des in Affen zirkulierenden Vorfahren von HIV, dem SI-Virus. Die Forscher analysierten dazu Viren-Proben aus Rußmangaben (Cercocebus atys) aus Afrika und US-amerikanischen Primatenzentren und verglichen diese mit Virenmaterial aus afrikanischen Chlorocebus-Affen, Makaken und mit DNA-Sequenzen von HIV-2, der zweiten, 1986 entdeckten HIV-Variante.
Die computergestützten Analysen von Wertheim enthüllten einen Stammbau der Virusevolution. Demnach wurden Rußmangaben um das Jahr 1808 erstmals infiziert, 125 Jahre später sprang das Virus dann auf Menschen über und wurde zu HIV-2. Bislang hatten Forscher angenommen, dass SIV seit sehr langer Zeit in Affen vorkommt und daher weniger tödlich für die Tiere ist, weil ihr Immunsystem sich an sie anpassen konnte; dies sei bei HIV noch nicht möglich gewesen. Wertheims Analysen zeigen nun aber, dass Affen offenbar anders als Menschen schon nach kurzer gemeinsamer Evolutionszeit mit ihrem Immunschwächevirus ausreichend fertig werden.
Das HI-Virus zirkulierte nach den neuen Erkenntnissen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in niedriger Zahl in der menschlichen Bevölkerung. Erst später folgte der steile, schließlich zu einer Epidemie ausgeweitete Anstieg der Fallzahlen. Offenbar ging das mit der zunehmenden Bevölkerung und der Urbanisierung einher, spekulieren die Wissenschaftler.
Doch so neu, wie zunächst gedacht, ist die menschlich-virale Bekanntschaft offenbar nicht. So haben einige HI-Viren haben wohl schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Menschen infiziert – das wäre noch einmal rund zwei Jahrzehnte früher als bislang vermutet. Zudem wird deutlich, dass der Vorläufer des menschlichen Erregers, das Affenvirus SIV, sich nicht in jedem Fall schon seit Jahrmillionen mit seinem Affenwirt gemeinsam entwickelt.
Die Evolutionsgeschichte des Aids-Erregers sei damit komplizierter als gedacht, was auch die bisherigen Hypothesen über die Ursachen der Tödlichkeit von HIV für den Menschen in Frage stellt, berichten zwei Forscherteams von der University of Arizona in Tucson unter der Leitung von Michael Worobey.
Marlea Gemmel hatte dabei alte genetische Proben eines HIV-1-Stammes untersucht, der 1960 in der Demokratischen Republik Kongo konserviert worden war, und sie mit der schon zuvor analysierten, ältesten erhaltenen Erbgutsequenz eines afrikanischen HIV-Stammes aus dem Jahr 1959 verglichen. Beide Stämme weisen entgegen der Erwartung schon recht deutliche Unterschiede auf.
Dies deute darauf hin, dass sich HIV-Varianten früher auseinander entwickelten und demnach ein gemeinsames Ur-HIV auch schon früher entstanden war als angenommen. Dieses erste HIV-1-Virus dürfte nach dem neuen Erbgutvergleich rechnerisch nicht, wie bisher vermutet, in den frühen 1930er Jahren, sondern schon 1908 erstmals einen Menschen infiziert haben.
Ein zweites Team um Joel Wertheim beschäftigte sich mit der Entwicklungsgeschichte des in Affen zirkulierenden Vorfahren von HIV, dem SI-Virus. Die Forscher analysierten dazu Viren-Proben aus Rußmangaben (Cercocebus atys) aus Afrika und US-amerikanischen Primatenzentren und verglichen diese mit Virenmaterial aus afrikanischen Chlorocebus-Affen, Makaken und mit DNA-Sequenzen von HIV-2, der zweiten, 1986 entdeckten HIV-Variante.
Die computergestützten Analysen von Wertheim enthüllten einen Stammbau der Virusevolution. Demnach wurden Rußmangaben um das Jahr 1808 erstmals infiziert, 125 Jahre später sprang das Virus dann auf Menschen über und wurde zu HIV-2. Bislang hatten Forscher angenommen, dass SIV seit sehr langer Zeit in Affen vorkommt und daher weniger tödlich für die Tiere ist, weil ihr Immunsystem sich an sie anpassen konnte; dies sei bei HIV noch nicht möglich gewesen. Wertheims Analysen zeigen nun aber, dass Affen offenbar anders als Menschen schon nach kurzer gemeinsamer Evolutionszeit mit ihrem Immunschwächevirus ausreichend fertig werden.
Das HI-Virus zirkulierte nach den neuen Erkenntnissen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in niedriger Zahl in der menschlichen Bevölkerung. Erst später folgte der steile, schließlich zu einer Epidemie ausgeweitete Anstieg der Fallzahlen. Offenbar ging das mit der zunehmenden Bevölkerung und der Urbanisierung einher, spekulieren die Wissenschaftler.
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