Nordsee: Hunderte Tonnen Methan entweichen aus stillgelegten Bohrlöchern
Dort, wo zuvor in der Nordsee Erdöl oder Erdgas gefördert wurde, treten nun am Meeresboden erhebliche Mengen Methan aus. Gemäß einer Studie des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel im »International Journal of Greenhouse Gas Control« würde die entweichende Menge des Treibhausgases einen signifikanten Teil des gesamten Methanbudgets der Nordsee ausmachen. Schon früher waren Forscher auf die Lecks aufmerksam geworden. Die aktuelle Studie beruht jedoch auf einer größerer Datenbasis als vorherige Untersuchungen.
Demnach stammt das Gas aus flachen Gastaschen, die weniger als 1000 Meter tief im Meeresboden liegen und gar nicht Ziel der ursprünglichen Bohrungen gewesen waren. Erste Hochrechnungen ergaben, dass diese Leckagen die dominante Quelle für Methan in der Nordsee ausmachen könnten. »Wir haben Untersuchungen an weiteren Bohrlöchern mit umfangreichen seismischen Daten verbunden. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass jährlich tausende Tonnen Methan an alten Bohrlöchern am Nordseeboden austreten«, sagt Erstautor der Studie Christoph Böttner.
Bei fast 1800 der untersuchten Bohrlöcher auf einer Fläche von der Größe Sachsen-Anhalts ergab sich, dass in diesem Bereich 900 bis 3700 Tonnen Methan austreten können. »In der gesamten Nordsee existieren aber mehr als 15 000 Bohrlöcher«, sagt Studienleiter Matthias Haeckel.
Welche Folgen der erhöhte Methanausstoß in der Nordsee für das Klima und die Umwelt am Meeresboden hat, darüber können die Forscher momentan nur Vermutungen anstellen. So würden zwar zunächst Mikroben im Wasser das Methan abbauen. Aber das ließe das Wasser in den betreffenden Regionen versauern. Fast die Hälfte der Bohrlöcher läge jedoch recht nahe an der Meeresoberfläche, so dass das Methan leicht als schädliches Treibhausgas in die Atmosphäre entweichen könnte. (dpa/kas)
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