Leben im Untergrund: Der Herrscher der giftigen Höhle
Rund 5,5 Millionen Jahre war die Movile-Höhle in Rumänien wohl abgeschottet von der Außenwelt. Dennoch entwickelte sich darin ein relativ artenreiches Ökosystem, das sich an die extremen Bedingungen unter der Erde angepasst hat: Die Luft dort unten ist sehr toxisch mit einer hohen Konzentration an Schwefelgasen wie Schwefelwasserstoff, während nur die Hälfte an Sauerstoff vorhanden ist verglichen mit der Atmosphäre über Tage. Beherrscht wird die Lebenswelt wahrscheinlich von einem räuberischen Hundertfüßer, den Speläologen um Varpu Vahtera von der Universität Turku in »Zookeys« beschreiben.
Bislang kennt man 35 endemische Tierarten, die in dem Höhlensystem hausen, und der Hundertfüßer Cryptops speleorex – übersetzt: »König der Höhle« – ist der größte unter ihnen: Er erreicht eine Länge von 52 Millimetern und erbeutet seine Opfer mit einem giftigen Biss.
Das Leben in der Movile-Höhle basiert auf Bakterien, die Methan und Schwefelgase umsetzen. Von ihnen ernähren sich kleinere Wirbellose, die wiederum von Wasserskorpionen, Egeln und Spinnen erlegt werden. Diese Nahrungskette ist in seiner Ausprägung weltweit einmalig; wer sie erforschen möchte, kann maximal fünf bis sechs Stunden am Stück in der Höhle verbringen, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Viele der dort lebenden Tiere sind farblos und blind: eine Anpassung an das Leben in ewiger Dunkelheit. Nur ein Teil der Höhle wurde bislang erforscht; das Team erwartet daher noch weitere tierische Funde bei den nächsten Expeditionen in die Unterwelt.
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