Artensterben: Hurrikan »Dorian« letzter Sargnagel für bedrohte Art?
Die Bilder von den Inseln Grand Bahama und Abaco sind dramatisch: Hurrikan »Dorian« hat dort ganze Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht und weite Teile der Eilande unter Wasser gesetzt. Mindestens sieben Menschen starben, weitere Opfer werden befürchtet. Die Schäden gehen in Millionenhöhe. Neben dem menschlichen Leid könnte der Wirbelsturm – der ungewöhnlich lange relativ ortsfest wütete – auch mindestens eine Vogelart endgültig ausgelöscht haben. Der Bahamas-Kleiber (Sitta insularis) galt schon vor der Naturkatastrophe als akut vom Aussterben bedroht; »Dorian« oder seine unmittelbaren Folgen könnten nun auch die letzten verbliebenen Tiere getötet haben. Der kleine Singvogel war erst im August 2018 wiederentdeckt worden, nachdem Hurrikan »Mitch« 2016 den Bestand stark reduziert hatte.
Trotz intensiver Suche entdeckten die Biologen Matthew Gardner und David Pereira von der University of East Anglia nur ein Exemplar in den Kiefernwäldern von Grand Bahama, ein zweites Team immerhin ein Pärchen – was die langfristigen Überlebensaussichten aber nur marginal erhöht hätte. Ob diese Tiere Hurrikan »Dorian« mit Kategorie 5 überlebt haben, bezweifeln Wissenschaftler nun – zumal die ausgedehnte Sturmflut den Lebensraum der Tiere mittelfristig schwer schädigen dürfte: Das Salzwasser führt zum akuten Absterben der Kiefern, deren Bestand in den letzten Jahren ohnehin durch Abholzung stark geschrumpft ist. Daneben befürchtet Diana Bell von der University of East Anglia im »New Scientist«, dass noch weitere endemische Vogelarten von Abaco und Grand Bahama stark betroffen sein könnten oder sogar ausgerottet wurden. Neben dem Kleiber leben dort auch mehrere nur hier vorkommende Waldsängerarten sowie die Bahama-Schwalbe.
Gänzlich unmöglich ist das Überleben allerdings nicht: Im Lauf ihrer Evolution haben sich die karibischen Arten an Hurrikane angepasst. Der Barbuda-Waldsänger etwa hat 2017 überstanden, dass Hurrikan »Irma« direkt über seine Heimatinsel gezogen ist – sein Bestand war allerdings deutlich größer als der des Bahamas-Kleibers.
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