Wetter: Hurrikan Lorenzo bricht Rekorde
Die gute Nachricht zuerst: Hurrikan »Lorenzo« bedroht Deutschland überhaupt nicht; selbst das europäische Festland wird nirgends von dem Wirbelsturm getroffen, wie es in manchen Schlagzeilen zu lesen war. »Lorenzo« erreicht zwar tatsächlich Europa, aber als deutlich abgeschwächtes außertropisches Sturmtief – dessen genaue Zugbahn bislang immer noch nicht exakt feststeht: Womöglich zieht der Sturm westlich von Irland über das offene Meer, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldet. Möglich wäre zudem noch, dass er die Britischen Inseln trifft; dann jedoch ebenfalls als starkes Sturmtief, dessen Wucht aber nicht mehr der des Hurrikans entspricht. Allenfalls Ausläufer könnten Deutschland streifen.
Kritisch bleibt die Situation dagegen für die Azoren, die »Lorenzo« heute Nacht (01.10.) erreicht. Bis zu den Inseln hat sich der Sturm zwar ebenfalls abgeschwächt – er wurde zeitweilig als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 eingestuft und liegt jetzt noch bei Stufe 2 –, aber sein zerstörerisches Potenzial bleibt gewaltig. Da er schon tagelang langsam über den Atlantik zieht und eine riesige Fläche einnimmt, hat er das Meer in der Zwischenzeit gewaltig aufgewühlt. An seiner Südwestseite erreichen die Wellen 5 bis 15 Meter Höhe. An der Küste der Inselgruppe könnten sie schwere Schäden verursachen.
Dazu kommen Winde bis zu 150 oder 180 Kilometer pro Stunde und ergiebige Niederschläge an den Vulkanen der Azoren. Weil »Lorenzo« eine riesige Fläche bedeckt, sind nicht nur die nördlichen Inseln des Archipels betroffen, sondern auch Eilande weiter südlich. Der stärkste Hurrikan, der direkt über die Azoren zog, war »Hurrikan 8« im Jahr 1926.
Ungewöhnlich an dem Hurrikan ist nicht nur, dass er die Azoren trifft, was durchschnittlich einmal alle zwölf Jahre passiert, sondern vor allem seine Wucht. »Nie zuvor wurde ein Hurrikan der fünften Kategorie so weit östlich über dem tropischen Atlantik beobachtet, rund 1000 Kilometer östlicher als der bisherige Rekordhalter«, schreibt der DWD. Überhaupt treten nur sehr selten Hurrikane der Stärke 4 so weit östlich auf: Das Wasser ist hier kühler als in der Karibik, im Golf von Mexiko oder vor der südamerikanischen Küste – und damit fehlt dem Sturm eigentlich die nötige Energiezufuhr aus der Verdunstung des Wassers. Günstige Windbedingungen und eine hohe Luftfeuchte in der Atmosphäre begünstigten allerdings seine intensive Entwicklung.
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