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Klimawandel: Hurrikane: Verdoppelte Anzahl seit 1900?

Hurrikan im aufgeheizten Golf
Die Erderwärmung hat womöglich die Zahl der Wirbelstürme im Nordatlantik seit Beginn des letzten Jahrhunderts verdoppelt. Zu diesem Schluss kommen zumindest die beiden US-Forscher Greg Holland vom National Center for Atmospheric Research in Boulder und Peter Webster vom Georgia Institute of Technology in Atlanta anhand statistischer Auswertungen.

Demnach lässt sich die Zeit zwischen 1900 und 2005 in drei Phasen unterteilen, in denen jeweils die Zahl der Hurrikane durchschnittlich zugenommen hat. Während zwischen 1900 und 1929 jährlich im Mittel nur sechs Wirbelstürme durch den Ozean zogen, waren es von 1930 bis 1994 schon zehn und von 1995 bis 2005 dann 15, von denen sich jeweils knapp die Hälfte zu richtig schweren Hurrikanen entwickelt hatte – dieses Verhältnis blieb im Laufe der Zeit stabil. Als Datenbasis dienten den beiden Forschern alte Wetteraufzeichnungen.

Die Grenzen zwischen den einzelnen Perioden, die die Klimatologen ausgewiesen haben, sind dabei nicht willkürlich gesetzt; vielmehr werden sie durch scharfe Übergänge gekennzeichnet, so Holland und Webster. So stieg die Oberflächentemperatur des Atlantiks vor 1930 und 1995 innerhalb weniger Jahre um jeweils rund 0,4 Grad Celsius, was insgesamt einen großen Teil der gesamten Meereserwärmung im Entstehungsgebiet der Hurrikane ausmacht. Seit 1995 setzt sich diese Aufheizung zudem weiter fort. Jedem Temperatursprung folgte dann bald ein entsprechender Anstieg der Wirbelstürme, die durch periodische Häufigkeitsschwankungen nur teilweise kaschiert wurden.

Ob das hohe Niveau der jüngsten Vergangenheit dauerhaft Bestand hat, wollen die Forscher noch nicht abschließend beurteilen: Dafür war der Zeitraum noch zu kurz. Weit gehend ausschließen als eine der Ursachen für den Anstieg wollen sie aber die verbesserten Beobachtungsmöglichkeiten – Überwachungsflüge und Satelliten ermöglichen es inzwischen, mehr Stürme zu entdecken und ihre Stärke genauer zu bestimmen. Die beiden zeitlichen Marken lägen jedoch deutlich vor beziehungsweise nach entsprechenden Fortschritten in der meteorologischen Aufzeichnungstechnik.

Bislang meinte die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler, die dem von Menschen gemachten Klimawandel eine Mitschuld an der meist überdurchschnittlichen Sturmaktivität der letzten Jahre gibt, dass die Erderwärmung allenfalls die Stärke, nicht aber die Zahl der Hurrikane nach oben treibt. Auch für 2007 wurde eine erhöhte Hurrikan-Aktivität im Atlantik prognostiziert, nachdem der Einfluss von El Niño im letzten Jahr ihre Bildung häufig unterdrückt hat. Bislang ruht die atlantische Wetterküche allerdings noch, da sich der Atlantik seit einer unerwarteten, temporären Abkühlung im Frühling noch nicht wieder ausreichend erhitzt hat, um Hurrikane zu erzeugen. (dl)

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