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Biomaterialien: Hydrogel reduziert Herzinfarktschäden

Herz-OP

Ein Gel aus zellfreiem Herzgewebe hilft dem Herzen, sich nach einem Infarkt zu regenerieren. In Experimenten an Schweinen injizierte ein Team um Sonya Seif-Naraghi und Jennifer Singelyn von der University of California in San Diego das Material über einen Herzkatheter in das durch den Infarkt geschädigte Muskelgewebe. Durch den Eingriff entstand weniger Narbengewebe, und das Organ arbeitete deutlich besser als bei unbehandelten Tieren. Das Gel erwies sich im Experiment zudem als ungiftig, abbaubar und beeinflusste die Blutgerinnung nicht. Nun sollen klinische Tests am Menschen folgen.

Zellfreies Herzgewebe | Herzmuskelgewebe von Schweinen, das in einem Reinigungsprozess von Zellen befreit wurde. Die verbleibende extrazelluläre Matrix wird gefriergetrocknet, gemahlen und in Wasser suspendiert, um das Gel zu erzeugen.

Bei einem Infarkt ist ein Herzkranzgefäß verstopft und kann das Gewebe nicht mehr ausreichend versorgen. Dadurch sterben Teile des Muskels ab. Heutzutage überleben immer mehr Patienten dank moderner Medizin einen Infarkt, doch das abgestorbene Gewebe vernarbt abschließend – ein Vorgang, der oft zu weiteren krankhaften Veränderungen bis hin zum Herzversagen führt. Das von den Forscherinnen um Seif-Naraghi getestete Gel besteht aus Polymeren, die die Zellen im gesunden Muskel umgeben, der so genannten extrazellulären Matrix. Diese ist für jedes Gewebe spezifisch.

Ist durch den Infarkt die Blutversorgung unterbrochen, zerstört eine Entzündungsreaktion auch die natürliche extrazelluläre Matrix des Herzmuskels, die als Gerüst für sich regenerierendes Gewebe dienen könnte. Das Gel aus Schweineherzen ersetzt dieses Material und ermuntert Blutgefäße und Muskelzellen, in den geschädigten Bereich einzuwachsen. Dadurch entsteht weniger Narbengewebe, das den Herzschlag behindert und langfristig zum Versagen des Organs führen kann. In den Versuchen erwies sich das Material zusätzlich als sicher, gut verträglich und löste keine Immunreaktion aus. Der Weg sei damit frei für klinische Tests, schreiben die Forscherinnen.

  • Quellen
Science Translational Medicine 5(173), S 173ra25, 2013

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