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News: "Ich-AG" ist Unwort des Jahres 2002

Die unabhängige Jury der Aktion "Unwort des Jahres" hat die Bezeichnung "Ich-Ag" aus dem Hartz-Papier zum diesjährigen Preisträger gekürt. Diese Wortbildung leide bereits sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum keine Aktiengesellschaft sein könne. Selbst als ironisches Bild sei das Wort nicht hinzunehmen, da sich die aktuelle Arbeitslosigkeit mit solcher Art von Humor kaum noch vertrage, so der Sprecher der Jury, Horst Schlosser von der Universität Frankfurt. Ausschlaggebend für die Wahl sei aber die Herabstufung menschlicher Schicksale auf ein sprachliches Börsenniveau gewesen.

Den zweiten Platz belegt der Behördenausdruck "Ausreisezentrum" für Sammellager, in denen abgewiesene Asylbewerber auf ihre Abschiebung warten. Es verdecke auf zynische Weise einen Sachverhalt, den den Behörden wohl immer noch peinlich sei.

Auf dem dritten Platz landete die Bezeichnung "Zellhaufen" für einen menschlichen Embryo. Mit dieser sprachlichen Verdinglichung würden Biotechniker nach Ansicht der Jury die ethischen Vorbehalte gegen Manipulationen an und sogar Tötungen von Embryonen unterlaufen wollen.

Unter den Vorschlägen lagen die "Achse des Bösen" und "Lufthoheit über den Kinderbetten" ganz vorne. Hätten in Deutschland irgendein seriöser Politiker oder Journalist die erste Formulierung ohne deutliche Distanzierung verwendet, wäre dies nach Ansicht der Jury das Unwort schlechthin gewesen. Offenbar steckten hinter den Einsendungen aber gezielte Aktionen, mit denen die Jury wohl beeindruckt werden sollte. Entscheidend für die Wahl des Unworts sei aber nicht die Zahl der Einsendungen, sondern die inhaltliche und Gebrauchsqualität, betont Schlosser.

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