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News: Ich fühle, also denke ich

Kann man besser denken, wenn man sich besser fühlt? Die Antwort darauf wollten Neurowissenschaftler genauer wissen. Sie versetzten ihre menschlichen Versuchskaninchen in unterschiedliche Gemütszustände, analysierten dann die Leistungsfähigkeit des Gehirns - und kamen zu dem Schluss: alles nicht so einfach wie gedacht.

Wenn Sie heute mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden sind, dann schon am Frühstückstisch um die Zeitung streiten mussten und nach dem Weg zur Arbeit keinen Parkplatz gefunden haben – dann werden Sie sich nicht darüber wundern, wenn auch im Büro nicht alles glatt läuft. Zumindest sagt unsere Intuition, dass solche irritierenden Erfahrungen unsere Stimmung negativ beeinflussen – und damit unsere Arbeitsleistung an Tagen wie diesen.

Ob das wirklich so ist, wollten Wissenschaftler um Jeremy Gray der Washington University in St. Louis jetzt herausfinden. Sie spielten ihren Versuchspersonen, 14 jungen Erwachsenen, eine Reihe kurzer Videofilme vor, um sie in unterschiedliche Gemütszustände zu versetzten. Die Bandbreite der angebotenen Filmsequenzen, die angenehme, neutrale und angespannte emotionale Zustände auslösen sollten, reichte dabei von "Versteckte Kamera" bis hin zu Ausschnitten aus bekannten Horrorfilmen wie "Scream" und "Halloween".

Anschließend mussten die Teilnehmer innerhalb kurzer Zeit eine Reihe von sowohl sprachlich als auch visuell orientierten Gedächtnistests absolvieren. Während der Bearbeitung dieser Aufgabe wurde die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe einer funktionalen Magnetresonanztomografie (fMRI) untersucht. Durch dieses Bildgebungsverfahren konnten die Forscher die Arbeitsleistung bestimmter Gehirnabschnitte beobachten.

Es zeigte sich, das die einzelnen Videosequenzen sehr unterschiedlich ausgeprägte Aktivitäten in verschiedenen Gehirnbereichen auslösten. Besonders interessant war die Arbeitsweise einer bestimmten Hirnregion im präfrontalen Cortex, direkt unter den Schläfen, die schon seit längerem mit höheren mentalen Funktionen in Verbindung gebracht wurde. Dieser Bereich wird zwar bei anspruchsvoller Denkarbeit tatsächlich sehr aktiv – dies aber nur unter dem gleichzeitigen Einfluss einer bestimmten Gemütslage.

Die Forscher vermuten daher, dieses Gehirnareal könnte eine wichtige Rolle bei der Verknüpfung emotionaler Signale und höheren Denkfunktionen ausfüllen. "Die Region könnte den Einfluss modulieren, den Emotionen auf bestimmte mentale Leistungen haben", sagt Todd Braver, der Leiter des durchführenden Labors.

Ein weiteres Ergebnis überraschte die Wissenschaftler: Diese Gehirn-Koordinationsregion wurde nicht nur während emotionaler Stresssituationen aktiv. Visuelle Gedächtnistests, bei denen eine Reihe von Gesichtern gelernt und wiedererkannt werden mussten, lösten vielmehr bei den "entspannten" Versuchsteilnehmern eine deutlich höhere Aktivität des Hirnareals aus als bei den "aufgeregten". Bei sprachlichen Gedächtnistests war es genau umgekehrt.

"Dies scheint zunächst den Überzeugungen zu widersprechen, die unsere gesunder Menschenverstand uns eingibt", sagt Braver, "zum Beispiel der, das gute Stimmung in jedem Fall zu besserer Gedächtnisleistung führt".

Oder schlechte Stimmung zu schlechten Arbeitsergebnissen. Vielleicht ein Trost für alle, die heute mit dem falschen Bein aufgestanden sind.

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