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Kuriose Wissenschaft: Ig-Nobelpreise für Forschung zu betrunkenen Würmern und Anus-Atmung

Manche Studien sind eher comedypreis- denn nobelpreiswürdig. Auch in diesem Jahr wurden wieder zehn von ihnen mit dem berühmten Ig-Nobelpreis ausgezeichnet. Einige Preise gingen nach Deutschland.
Nahaufnahme einer Ansammlung von rotem Klärschlamm oder Klärwürmern unter Wasser
Wie lassen sich betrunkene und nüchterne Würmer voneinander trennen? Forscher haben da kreative Ideen.

Betrunkene Würmer, Plastikpflanzen imitierende echte Pflanzen, Tauben in Raketen: Zehn wissenschaftliche Studien, die »erst zum Lachen und dann zum Denken anregen« sollen, sind in den USA mit »Ig-Nobelpreisen« ausgezeichnet worden. Die zum 34. Mal verliehenen undotierten Spaßpreise, vergeben von einer Zeitschrift für kuriose Forschung, sollen nach Angaben der Veranstalter »das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren«. »Ignoble« heißt auf Deutsch so viel wie »unehrenhaft« oder »unwürdig«. Die traditionell schrille Gala, die auf Grund der Coronapandemie in den vergangenen vier Jahren nur digital stattgefunden hatte, fand erstmals wieder vor Publikum am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge an der US-Ostküste statt.

Preisträger in Bonn und Hamburg

Einige der Preise gingen auch nach Deutschland: Unter anderem erhielten Christian Büchel, Tahmine Fadai und Lieven Schenk von der Universität Hamburg die Auszeichnung in der Kategorie Medizin für ihre Studie, die zeigen konnte, dass Placebos mit schmerzhaften Nebenwirkungen effektiver sind als ohne. Es sei »eine Ehre, hier zu sein«, sagte Schenk in seiner Dankesrede.

Der US-Wissenschaftler Jacob White und sein an der Universität Bonn arbeitender brasilianischer Kollege Felipe Yamashita wurden in der Kategorie Botanik für ihre Untersuchung ausgezeichnet, die Belege dafür fand, dass einige echte Pflanzen die Formen von benachbarten Plastikpflanzen imitieren. »Wie sie das machen, wissen wir noch nicht«, erklärte Yamashita nach der Preisübergabe. »Ich habe gerade meinen Doktor gemacht und brauche jetzt eine Anstellung, um diese Forschung fortzuführen.«

Der 1990 gestorbene US-Psychologe B. F. Skinner erhielt posthum den Preis in der Kategorie Frieden für seine Experimente, in denen er ergründete, ob es wohl möglich wäre, lebende Tauben in Raketen anzusiedeln, um die Bahn der Flugkörper zu leiten. Und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Frankreich und Chile wurden in der Kategorie Anatomie ausgezeichnet für die Erforschung der Frage, ob sich die Haarwirbel der meisten Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel in dieselbe Richtung drehen wie bei den meisten Menschen auf der südlichen Erdhalbkugel.

Durch den Anus atmende Säugetiere und 350 757 Münzwürfe

Besonders skurril ging es in diesem Jahr in der Kategorie Physiologie zu. Forscher aus Japan und den USA sicherten sich den Preis für die Entdeckung, dass viele Säugetiere in der Lage sind, durch ihren Anus zu atmen. Wie das Team an Mäusen, Ratten und Schweinen feststellte, können diese offenbar auch Sauerstoff aufnehmen, der ins Rektum gelangt.

Schräg und zeitaufwändig waren die Experimente, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Niederlanden, der Schweiz, Belgien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und der Tschechischen Republik durchführten. Sie erhielten den Preis in der Kategorie Wahrscheinlichkeit für ihre Studie zum Münzwurf. Darin fanden sie heraus, dass Kopf und Zahl nicht genau gleich häufig erscheinen – nachdem sie Münzen 350 757-mal geworfen hatten.

Eine Forschungsgruppe aus den Niederlanden und Frankreich wurden in der Kategorie Chemie für die Benutzung von Chromatografie ausgezeichnet – einem Verfahren zur Auftrennung eines Stoffgemisches – um betrunkene und nüchterne Würmer auseinanderzudividieren. Zur Dankesrede erschienen einige der Wissenschaftler mit überdimensionalen Wurm-Stofftieren. Weitere Preise gingen an Forscher, die sich toten Forellen, der Langlebigkeit von Menschen und Milchkühen widmeten.

Bei der Gala, an der auch echte Nobelpreisträger teilnahmen und die dieses Mal unter dem Oberthema »Murphys Gesetz« stand, flogen wie in jedem Jahr Papierflieger. Es gab Sketche, bizarre Kurz-Musikstücke und noch viel mehr skurrilen Klamauk. Beendet wurde die Zeremonie von den traditionellen Abschlussworten des Moderators Marc Abrahams: »Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!« (dam/dpa)

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