IM-1: Start privater Mondsonde verzögert sich
Update, 14. Februar, 6:00 Uhr Der Start der Mondsonde IM-1 wurde wegen eines unterbrochenen Countdowns in der zurückliegenden Nacht auf den 15. Februar 2024 um 7:05 Uhr MEZ verschoben. Es gab anomale Temperaturen beim Methan im Antriebssystem des Landers. Der Start muss instantan erfolgen, also exakt in der festgelegten Sekunde des Abhebens, sonst muss der Flug um mindestens 24 Stunden verschoben werden.
Der Start von Intuitive Machines-1 (IM-1) ist derzeit um 6:57 Uhr MEZ am 14. Februar 2024 vorgesehen. Eine Falcon-9-Trägerrakete wird IM-1 von Cape Canaveral aus auf eine direkte Transferbahn zum Mond bringen, wo die privat finanzierte und von der Firma Intuitive Machines gebaute Sonde dann nach einer Reisezeit von fünf Tagen in eine Umlaufbahn eintreten soll. Diese wird über die Pole des Erdtrabanten führen und nach und nach durch Schubmanöver mit dem Bordantrieb so angepasst werden, dass IM-1 am 22. Februar ihr Zielgebiet am Mondsüdpol anfliegen kann. Die Landesonde trägt auch die Namen Nova-C oder Odysseus.
Der vorgesehene Landeplatz liegt im Krater Malapert A mit einem Durchmesser von 33 Kilometern, der rund 300 Kilometer vom Südpol entfernt ist. Dieses Gebiet ist einer der möglichen Zielorte für die Mission Artemis-III der NASA, mit der frühestens ab dem Jahr 2026 wieder eine Mondlandung mit Menschen an Bord stattfinden soll. IM-1 ist ein Prototyp für robotische Landungen auf dem Mond, kann hier aber schon einmal Vorarbeit für das Artemis-Programm leisten.
IM-1 ist für einen Prototypen mit einer Länge von vier Metern und einer Breite von 2,2 Metern eine recht große Raumsonde. Der Lander wiegt vollgetankt etwa 1930 Kilogramm, davon entfallen 1260 Kilogramm auf die mitgeführten Treibstoffe flüssiges Methan und flüssiger Sauerstoff. Die Struktur von IM-1 wiegt 675 Kilogramm, davon entfallen 130 Kilogramm auf die wissenschaftlichen Geräte und Nutzlasten.
Darunter befinden sich sechs Geräte der US-Raumfahrtbehörde NASA: Ein Niederfrequenz-Radiowellenempfänger dient zur Erkundung des Plasmas auf der Mondoberfläche, ein Laserreflektor mit acht Würfelprismen kann zur exakten Bestimmung des Abstands Erde-Mond genutzt werden, und mittels Lidar soll der Abstieg zur Mondoberfläche verfolgt werden. Eine Stereokamera wird die durch die Antriebsgase aufgewirbelten Staubwolken aufzeichnen, zudem befindet sich ein Prototyp eines künftigen Mondnavigationssystems an Bord. Abgerundet wird die Nutzlast durch ein Messinstrument zur Ermittlung des exakten Treibstoffverbrauchs bei der Landung.
Neben den offiziellen Geräten der NASA sind aber auch privat finanzierte Nutzlasten an Bord von IM-1. Darunter eine neuartige Thermalschutzfolie, ein Mondkunstwerk des Künstlers Jeff Koons und eine Kamera mit zwei Kanälen, welche das galaktische Zentrum von der Mondoberfläche aus fotografieren soll. Etwas ganz Besonderes ist die Eaglecam von der Embry-Riddle University in Florida: Sie soll in einer Höhe von 30 Metern über Grund von IM-1 abgeworfen werden, im freien Fall auf der Oberfläche aufschlagen und die Landung der Hauptsonde im Bild festhalten. Damit würde es zum ersten Mal echte Aufnahmen einer landenden Raumsonde überhaupt geben.
Neuer Wettlauf zum Mond
IM-1 ist nach der gescheiterten Mission Peregrine-1 und der japanischen Sonde SLIM jetzt schon die dritte Raumsonde in diesem Jahr, die den Mond zum Ziel hat. Woher kommt dieses stark erhöhte Interesse an unserem Trabanten? Im Fall der privat finanzierten Raumsonden von US-amerikanischen Firmen ist es die Hoffnung, in den kommenden Jahren lukrative Start- und Transportverträge von der NASA zu erhalten. Die NASA möchte nämlich keine selbst gebauten Sonden mehr zum Mond schicken, sondern den Transport an private Firmen auslagern, deren Dienste sie dann bezahlt. Die ausgewählten Firmen sind somit Weltraumspeditionen, welche die Fracht ihrer Kunden zum Mond transportieren. Die US-Raumfahrtbehörde erhofft sich dadurch sinkende Kosten bei den Mondflügen, ganz ähnlich wie es ihr mit den Trägerraketen für den Transport in den Weltraum gelungen ist. Aus einer solchen Anschubfinanzierung ging unter anderem die Firma SpaceX des Multimilliardärs Elon Musk hervor, die heute den größten Teil aller kommerziellen Satellitentransporte zu günstigen Tarifen abwickelt.
Bei den staatlich finanzierten Mondsonden aus China, Indien und Japan geht es neben wissenschaftlichen Fragestellungen auch um das nationale Prestige. Besonders Indien und die Volksrepublik China sind Rivalen beim Vorstoß ins All und möchten die jeweils andere Nation mit besonderen Leistungen übertrumpfen. Derzeit liegt China unangefochten vorne, fünf erfolgreiche Mondsonden des Chang'e-Programms ohne Fehlschläge sprechen eine deutliche Sprache. China gelang mit Chang'e-4 die erste Landung auf der Mondrückseite, mit Chang'e-5 beförderte das Land rund 1800 Gramm Mondgestein vollautomatisch zurück zur Erde. Indien und Japan gelangen im August 2023 und im Januar 2024 jeweils ihre ersten robotischen Mondlandungen.
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