Direkt zum Inhalt

News: Im August droht Orientierungslosigkeit

Mitte August droht das weltumspannende Satellitennavigationssystem GPS (Global Positioning System) zur Ortsbestimmung zu versagen. Das GPS-System wurde vor über 20 Jahren vom US-Militär ins Leben gerufen und besteht aus 24 Satelliten, die 20 000 km über der Erde schweben. Ähnlich wie beim Jahr-2000-Problem bauten die Entwickler unbeabsichtigt eine Zeitbombe in das System ein. Schuld an den Problemen ist ein zu geringer Wertevorrat, allerdings nicht bei den Jahreszahlen, sondern beim Wochenzähler. Letzterem spendierten sie nur ein zehn Bit langes Datenwort. Damit lassen sich aber nur 1024 Wochen, also zwanzig Jahre, adressieren.
Mittlerweile sind seit dem GPS-Start in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1980 1020 Wochen vergangen. Das bedeutet, in der Nacht vom 21. auf den 22. August ist die magische 1024 erreicht, und der Zähler fällt wieder auf Null zurück.

Die Satelliten-Bahnen verlaufen kreuz und quer über die gesamte Erdoberfläche verteilt. So ist gewährleistet, daß von jedem Ort der Erde immer genügend Satelliten sichtbar sind. Diese senden in kurzen Abständen ein kodiertes, hochfrequentes Funksignal aus. Aus der Zeit, die das Signal zum Empfänger benötigt, läßt sich dessen Entfernung zum Satelliten berechnen. Zwei solche Messungen genügen, um die genaue Position auf der Erde zu ermitteln. Damit ist GPS eines der wichtigsten und vor allem bequemsten Mittel für Schiffsbesatzungen und Piloten, schnell und problemlos den eigenen Standort zu ermitteln.

Von dem Problem sind nicht die Satelliten betroffen. Kritisch ist die Software älterer Empfänger. Diese weigert sich entweder, beim Erreichen der nullten Woche weiterzuarbeiten, oder sie interpretiert dieses Datum als den 6. Januar 1980, also dem Tag des Systemstarts. Die Folgen wären falsche Angaben über die Position des jeweiligen Objektes. Betroffen sind neben Millionen von Freizeitkapitänen, Autolenkern und Wanderern auch die amerikanischen Präzisionswaffen vom Typ Cruise Missile sowie die kommerzielle Schiff- und Luftfahrt.

Trotzdem ist nach Ansicht von Experten die Wahrscheinlichkeit gering, daß in den Tagen nach dem 22. August massenweise Supertanker auf Grund laufen oder Flugzeuge in die falsche Richtung fliegen. Die GPS-Navigation ist, so Jörg Hahn vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen, nur als Hilfsmittel zugelassen, nicht aber als alleinige Methode zur Positionsbestimmung.

Das System wird nach wie vor vom amerikanischen Verteidigungsministerium betrieben, und die Verantwortlichen im Pentagon behalten sich vor, im Konfliktfall das Signal für die zivilen Mitnutzer auch abzuschalten. Das bedeutet, daß Zivilisten immer in der Lage sein müssen, auf ein alternatives Verfahren für die Ortsbestimmung zurückzugreifen.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.