News: Im Dunkeln wird die Welt langsamer
Dies fanden drei Wissenschaftler aus Tübingen heraus. Karl. R. Gegenfurtner vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik sowie Helmut Mayser und Lindsay T. Sharpe von der Augenklinik Tübingen veröffentlichten nun ihre Ergebnisse zum Bewegungssehen in Nature vom 8. April 1999. In ihren Studien haben sie festgestellt, daß die Geschwindigkeit eines Objektes, das ein Mensch bei Dämmerung und Nacht über die Stäbchen wahrnimmt, um dreißig Prozent geringer eingeschätzt wird, als wenn die Wahrnehmung bei ausreichender Helligkeit über die Zäpfchen erfolgt. Bei Dunkelheit bewegen sich in unserer Wahrnehmung Objekte also langsamer als im Hellen.
Mit entscheidenen Konsequenzen – ob nun für den Fußballspieler in einem schlecht ausgeleuchteten Stadion, für einen Hubschrauberpiloten oder einen Autofahrer. Im Autoverkehr bei Nacht muß ständig zwischen der Wahrnehmung über Zäpfchen und Stäbchen gewechselt werden. Ein sich bewegendes Auto wird zunächst in einem Randbezirk der Netzhaut wahrgenommen und in seiner Geschwindigkeit unterschätzt. Im Bereich des Scheinwerferkegels funktionieren die Zäpfchen wieder und das beobachtete Auto erscheint schneller – mit möglicherweise fatalen Folgen.
Bisher können Augenärzte das Bewegungssehen noch nicht testen, es wird auch nicht bei Führerscheinstellen und anderen mit Verkehrsmedizin befaßten Stellen untersucht. Die Tübinger Wissenschaftler wollen die Wahrnehmung von Bewegung nun noch genauer betrachten – mittels Computer-generierter Szenen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 17. Februar 1999
"Durcheinander auf der Netzhaut"
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