Wetter: Im Mittelmeer braut sich ein Tropensturm zusammen
Das Tief "Numa" sorgte in den letzten Tagen für einen Wintereinbruch in den Alpen und Teilen Italiens – und dürfte bis zum Wochenende ein seltenes Phänomen im Mittelmeeraum verursachen, so verschiedene Wetterdienste wie "KachelmannwetterDE: Im Gebiet zwischen Süditalien und Griechenland entwickelt sich bedingt durch das Zusammenspiel zwischen der kalten Luft im Tiefdruckgebiet und dem immer noch warmen Mittelmeer wahrscheinlich ein Medicane – eine Art Tropensturm außerhalb der Tropen. Das Wort setzt sich aus den Begriffen Medi(terran) und (Hurri)cane zusammen und deutet schon den Charakter des Wetterphänomens an.
Dabei kommt es nicht darauf an, dass das Mittelmeer tropische Temperaturen aufweist – was gegenwärtig nicht der Fall ist und normalerweise als Voraussetzung gilt, dass sich ein Wirbelsturm entwickelt. Entscheidend ist vielmehr der starke Kontrast zwischen der Wasser- und Lufttemperatur in großer Höhe. Und dieser ist zurzeit intensiv ausgeprägt. "Numa" führt sehr kalte Luftmassen heran und trifft auf das 22 bis 23 Grad Celsius warme Mittelmeer. Dadurch labilisiert sich die Luftschichtung über der Region; es treten starke Gewitter und Schauer auf. Über die Verdunstung und Konvektion wird dem System weitere Energie zugeführt, so dass sich das System weiter um ein Zentrum intensiviert und strukturiert. Ab Windgeschwindigkeiten von etwa 64 bis 111 Kilometern pro Stunde spricht man dann von einem mediterranen tropischen Sturm, ab 112 Kilometern pro Stunde von einem Medicane. Die Prognosen lassen derartige Werte erwarten; zudem bildet sich ein fast windstilles Sturmzentrum aus. Bis zum Wochenende sorgt diese Tief vor allem über dem Ionischen Meer für heftige Regengüsse, Gewitter und Sturmböen – in Süditalien und Griechenland erwarten die Meteorologen bis zu 200 Liter Regen pro Quadratmeter, im höheren Bergland fällt Schnee. Dazu drohen Orkanböen.
Medicane treten relativ selten auf, sind aber kein neues Phänomen. Sie entstehen in der Regel im Herbst, wenn Kaltlufteinbrüche aus Norden bis zum Mittelmeer durchschlagen und dort dann auf das vom Sommer erwärmte Wasser treffen. Letztmals war dies im Oktober 2016 der Fall, als ein Medicane auf ähnlicher Zugbahn auf Griechenland traf. Einer der heftigsten Medicane seit Beginn der Wetteraufzeichnungen trat 1995 auf, als ein derartiger Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde entwickelte. Auf Satellitenbildern war damals deutlich ein Auge im Zentrum erkennbar.
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