Kängururatten: Im Ninja-Stil gegen Klapperschlangen
Auf den ersten Blick sieht eine Kängururatte nicht aus, als könnte sie einer hungrigen Klapperschlange viel entgegensetzen. Und dennoch fallen die Nager den Reptilien nur selten zum Opfer, obwohl diese blitzschnell zuschlagen können. Wissenschaftler um Malachi Whitford von der University of California in Riverside haben die nächtlichen Interaktionen zwischen diesen Tieren mit Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt und ihre Ergebnisse im Journal »Functional Ecology« sowie im »Biological Journal of the Linnean Society« veröffentlicht. Die Bilder zeigen die erstaunliche Akrobatik und Verteidigung der Kängururatten, die für die Schlangen keine leichte Beute sind.
Die Auswertung der Filme zeigt beispielsweise, dass die Nagetiere blitzschnell reagieren können, wenn eine Schlange sie attackiert: Innerhalb von nur 70 Millisekunden bringen sie sich mit einem gewaltigen Satz rück- oder seitwärts aus der Gefahrenzone. Das ist halb so lange, wie wir Menschen für ein Augenzwinkern benötigen – und schneller als die 100 Millisekunden, welche die Schlange braucht, um nach vorne zu schnellen und zuzubeißen. Die Kängururatten haben deshalb sehr gute Chancen, ihren Feinden zu entgehen, wenn sie den Biss rechtzeitig antizipieren.
Doch selbst wenn eine Klapperschlange eine Kängururatte erwischt, bedeutet das für sie nicht zwangsläufig das Todesurteil. Die Biologen hatten sich gewundert, warum viele der Nager unversehrt davonhüpften, obwohl sie von den Schlangen eigentlich geschnappt worden waren. Auch hier lüfteten die Filme das Geheimnis. Bemerkt ein Nager den Angriff zu spät, so dass ihn das Reptil doch noch im Flug beißen kann, vollführt es eine wahrhaftige Nahkampfeinlage: Blitzschnell drehen sich die Ratten dann im Flug und treten mit den Hinterbeinen in Richtung des Angreifers. Oft treffen sie diesen so stark am Kopf, dass die Schlange in die andere Richtung davonfliegt – und kein Gift in ihr vermeintliches Opfer injizieren kann.
Noch im Flug dreht sich das Säugetier weiter und landet wieder auf den Beinen, so dass es fliehen kann, während die Schlange sich erst wieder orientieren muss. Das Ganze geschieht in nur 250 Millisekunden. Immerhin acht von zwölf Kängururatten überlebten einen derartigen Angriff. Whitford und Co vermuten daher, dass die Tiere ihre namensgebende Fortbewegung und Anatomie entwickelt haben, um rasch auf Schlangenangriffe reagieren und entkommen zu können.
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