Ökosysteme: Im Regenwald herrschen die Parasiten
Regenwälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt – vor allem aber tummeln sich zwischen den großen Pflanzen und vielen Insekten, Spinnen und anderen Gliedertieren unzählige kleinere tierische Lebensformen bis hinunter zum Einzeller. Diese Vielfalt kann nur mit genetischen Analysetechniken halbwegs exakt erfasst werden – ein Unterfangen, dem sich Forscher um Micah Dunthorn von der Technischen Universität in Kaiserslautern und Kollegen aus Karlsruhe und dem Heidelberg Institut für Theoretische Studien gestellt hat. Bei ihrer DNA-Analyse von Regenwaldprobenmaterial aus Costa Rica, Panama und Ecuador entdeckten sie die Spuren von allerlei bisher unbekannten Arten und kommen bei ihrer Veröffentlichung im Fachblatt "Nature Ecology and Evolution" zum etwas unerwarteten Schluss, dass wohl ein bestimmter Typ von Parasit die häufigste Lebensform im Ökosystem darstellt.
Nach ihren Analysen nehmen die Forscher an, dass tatsächlich hunderte bis tausende unterschiedliche Insektenarten einen Hektar Regenwald besiedeln, die Zahl der einzelligen Spezies aber wohl noch höher ist. Dies ergibt die bioinformatische Auswertung der mehr als 130 Millionen untersuchten DNA-Sequenzen aus den Waldproben: Hierbei werden die Arten des Waldes anhand bekannter artspezifischer Sequenzen und mit Unterstützung durch enorme Computerrechenleistung identifiziert.
Die häufigsten Spezies unter den besonders stark vertretenen einzelligen Eukaryonten gehörten dabei zu den so genannten Apicomplexa, einer großen Gruppe, zu denen etwa auch der Malariaerreger zählt. Das Ergebnis überrascht: Bisher hatte man – ohne genaue Zahlen zu kennen – vermutet, dass Arten wie Fadenwürmer häufig sind, die sich räuberisch von der reichen Bakterienfauna ernähren. Wahrscheinlich üben die oft wirtsspezifischen parasitischen Apicomplexa einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Artengemeinschaft aus, so die Forscher. Als weniger artenreich als gedacht entpuppten sind dagegen Pflanzenparasiten wie die Algenpilze, denen man bisher eher eine wichtige Rolle im Ökosystem zugeschrieben hat.
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