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News: Im Scheinwerferlicht

Ein kleiner Tintenfisch hat sich ein ungewöhnliches Versteck gewählt: Er verbirgt sich hinter dem Licht, das Bakterien aus seinen Leuchtorganen ausstrahlen. Ausgekleidet sind diese Organe mit einem ungewöhnlichen Protein.
Euprymna scolopes
Mit dreieinhalb Zentimeter Körperlänge gehört Euprymna scolopes nicht gerade zu den Giganten der Meere. Der winzige Tintenfisch, der im Flachwasser von Hawaii in nur wenigen Zentimetern Wassertiefe lebt, versteckt sich deshalb auch tagsüber im Sand und wagt sich nur nachts hervor. Doch auch dann droht Gefahr – vor allem von unten, hebt sich doch ein dunkler Körper im Mondenschein für einen im Sand lebenden Raubfisch wunderbar ab. "Wenn ein Räuber einen Schatten oder eine Silhouette sieht, weiß er, das Abendessen ist da", erklärt die Meeresbiologin Wendy Crookes von der Universität Hawaii.

Was also tun? Der Tintenfisch hat eine besondere Art gewählt, sich zu verstecken: im Scheinwerferlicht. Hierfür hält er sich lumineszierende Bakterien der Art Vibrio fischeri, die er in besonderen Leuchtorganen beherbergt. Das Licht dieser dienstbaren Geister neutralisiert den verräterischen Schatten.

Leuchtende Bakterien allein – quasi als Glühfaden – genügen jedoch nicht. Damit ein Scheinwerfer effektiv strahlt, bedarf es eines leistungsfähigen Reflektors. Die Natur hat derartiges bereits erfunden, meist verwendet sie hierfür Kristalle organischer Moleküle wie Guanin und Hypoxanthin, die zu den Purinen gehören. Solches Material verschmäht E. scolopes allerdings, wie Crookes zusammen mit ihren Kollegen jetzt entdeckt hat.

Der kleine Tintenfisch setzt vielmehr auf einen bewährten Baustoff der Natur: Protein. Wie die Forscher herausfanden, sind die Leuchtorgane des Tintenfisches mit regelmäßigen Stapeln kristalliner Eiweiße ausgekleidet, die aus fünf sich wiederholenden Abschnitten mit den Aminosäuren Tyrosin, Methionin, Arginin und Tryptophan bestehen. Diese Aminosäuren tauchen sonst in Proteinen eher selten auf.

Überrascht hat die Forscher vor allem der hohe Organisationsgrad des Reflektors. "Wenn man ihn sich im Mikroskop anschaut, erkennt man zehntausende winziger Plättchen", erklärt Crookes. "Sie sehen aus wie kleine gestapelte Frisbee-Scheiben."

Die Biologen hoffen nun, dass das neu entdeckte Protein, dem sie den passenden Namen Reflectin gaben, auch Kollegen aus der Technik inspirieren könnte. Sind doch Nanotechnologen stets auf der Suche nach neuen Materialien mit hervorragenden optischen Eigenschaften. Und hier könnte ein kleiner Tintenfisch wertvolle Tipps geben.

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