News: Immer der Nase nach
Die Wahrnehmung von Gerüchen erfolgt in den Nasenschleimhäuten, in denen sich spezielle Proteine an die Geruchsstoffe binden. Der Bauplan für diese olfaktorischen Rezeptoren findet sich beim Menschen auf rund 500 bis 1 000 Genen, von denen viele im Laufe der Evolution ihre Funktion verloren und zu Pseudo-Genen wurden.
Um die Bedeutung unseres Geruchssinnes zu klären, verglichen die Forscher die entsprechenden DNA-Abschnitte des Menschen mit denen der Schimpansen. Dabei offenbarte sich, dass die funktionellen olfaktorischen Rezeptoren beim Menschen im Laufe der Evolution nicht nur in geringerem Umfang mutierten als die Pseudo-Gene, sie entwickelten sich auch stetig weiter. Das heißt, die genetischen Veränderungen der Gene verliefen überwiegend zugunsten der folgenden Generationen. So könnte beispielsweise irgendeiner unserer Vorfahren mit einem Mal über die Fähigkeit verfügt haben, verdorbene Nahrung zu riechen. Dadurch hatten er und seine Nachkommen eindeutig die Nase vorn, sodass schließlich alle Menschen das entsprechende Gen aufwiesen.
Auch wenn unser direktes Überleben heute selten von unserem Riecher abhängt, so spielt er doch im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen eine wichtige Rolle. Mark Seielstad von der Harvard School of Public Health glaubt, dass die Bedeutung chemischer Reize beim Werben um das andere Geschlecht bisher weitgehend im Dunkeln liegt. Immerhin weiß jeder, wie es ist, in irgendeiner Situation plötzlich von dem Parfüm jenes Menschen überrascht zu werden, den man einst gut riechen konnte.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 18.1.2000
"Dicke Luft unter Männern"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 23.12.2000
"Der Geruch des Lebens"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 6/93, Seite 121
"Die Macht der Gerüche. Eine Philosophie der Nase"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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