News: Immer einsamer im Ozean
Wie viele große Raubfische die Weiten der Ozeane beherbergen, ist schwer zu ermitteln - gefangen werden zumindest immer weniger. Offenbar schwimmt nur ein Zehntel der Schwärme vergangener Jahrhunderte noch durch die Weltmeere.
Hemingways Helden sind unmodern geworden, in ihrem heroischen Ringen mit der oft übermenschlichen Natur. Ein alter Mann auf dem Meer, beispielsweise, würde heutzutage bei der Suche nach großen Fischen wohl uralt werden: Seine Jagdbeute scheint rar geworden bis an die Schwelle der Ausrottung.
Keine ganz neue und überraschende Erkenntnis. Nach den umfangreichen Langzeitanalysen der Populationsentwicklung großer Raubfische aller Weltmeere, die nun Ransom Myers von der Dalhousie University und Boris Worm von der Universität Kiel vorstellten, sollten die Alarmglocken allerdings noch um einiges schriller klingen.
Anders als in einigen früheren Studien, die den Rückgang bestimmter Fischarten in begrenzten, meist küstennahen Habitaten schon hinreichend bewiesen haben, strebten Myers und Worm an, die langjährige Entwicklung großer Hochseearten übergeordnet und weltweit zu analysieren. Dafür sammelten die Forscher in rund zehnjähriger Arbeit bereits vorhandenes Datenmaterial zusammen: Etwa die Fangzahlen japanischer Fischerei-Flotten seit Beginn der industriellen Fischerei um das Jahr 1950 bis 1980, oder die Aufzeichnungen aus routinemäßigen marinen Forschungsmissionen – Informationen über Großfische verschiedenster Arten aus neun Hochsee- und vier kontinentalnahen Ozeanregionen.
Die gesammelten Datenbausteine fügen sich zu einem düsteren Gesamtbild: Im Durchschnitt verringerten sich die Populationsgrößen, unter dem wachsenden Druck der Fischereiflotten seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts um etwa 90 Prozent. Dies betrifft nicht nur die Zahl bestimmter Exemplare an begrenzten Standorten, sagt Myers, sondern "die Großfische aller Arten, von den Tropen bis zu den Polen". Auch neuerschlossene Fischgründe veröden rapide, wie die Fangquoten an Langleinen belegen – kilometerlangen, mit hunderten Köderhaken belegten Fanginstrumenten der Industriefischerei. Werden zu Beginn der Fischzüge in unerschlossenen Ozeanregionen noch rund sechs bis zwölf große Fische an 100 Haken dieser Riesenangeln gefangen, so finden sich nach zehn Jahren mit Glück noch zwei – oft auch keiner.
Diese sinkenden Fangquoten, blanke Zahlen der aus den Ökosystemen ständig entfernten Fische, sind dabei naturgemäß nur die Spitze des Eisberges: Das Ökosystem verändert sich in vielen Facetten unter dem Einfluss der globalen Fischereiarmada. So erreichen die großen Fischarten kaum noch ihr natürliches Gewicht – ein typischer Schwertfisch wiegt durchschnittlich nur ein Fünftel dessen, was frühere Prachtexemplare auf die Waage gebracht haben- etwa wie jener zu literarischem Ruhm gelangte Brocken. Heute werden, so Myers, die Fische oft schon gefangen, bevor sie geschlechtsreif werden und Nachkommen produzieren können.
Nicht mehr ganz in Hemingways Sinn haben Menschen also offenbar ihren Kampf mit Teilen der Natur etwas zu häufig und gründlich gewonnen. "Wenn wir nicht bald handeln", meint Myers, "werden die großen Raubfische den Weg der Dinosaurier beschreiten und aussterben". Er hofft, dass die vorgelegte Langzeitstudie Munition für jene liefert, die sich für strengere Fanquoten und eine schonende Bewirtschaftung der Ozeane einsetzen – etwa den knapp 200 Regierungen, die dies im vergangenen Jahr auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg auf die Agenda gesetzt hatten. Ziel der Initiative war es, bis zum Jahr 2015 nachhaltig bewirtschaftbare Fischpopulationen wiederaufzubauen.
Geschehen ist seitdem nicht viel. Tatsächlich würde dies den Fischereiflotten mittelfristig starkes Entgegenkommen abverlangen: "Um den Niedergang empfindlicher Arten zu bremsen, müsste der Fang um etwa die Hälfte verringert werden", erklärt Myers. Auf lange Sicht würde sich dies aber auch für die Fischer auszahlen, denn bei größeren, wieder weitverbreiteten Fischpopulationen sollten dann mit geringerem Aufwand wieder ähnliche Fänge wie heute möglich – und das auch für die folgenden Generationen.
Keine ganz neue und überraschende Erkenntnis. Nach den umfangreichen Langzeitanalysen der Populationsentwicklung großer Raubfische aller Weltmeere, die nun Ransom Myers von der Dalhousie University und Boris Worm von der Universität Kiel vorstellten, sollten die Alarmglocken allerdings noch um einiges schriller klingen.
Anders als in einigen früheren Studien, die den Rückgang bestimmter Fischarten in begrenzten, meist küstennahen Habitaten schon hinreichend bewiesen haben, strebten Myers und Worm an, die langjährige Entwicklung großer Hochseearten übergeordnet und weltweit zu analysieren. Dafür sammelten die Forscher in rund zehnjähriger Arbeit bereits vorhandenes Datenmaterial zusammen: Etwa die Fangzahlen japanischer Fischerei-Flotten seit Beginn der industriellen Fischerei um das Jahr 1950 bis 1980, oder die Aufzeichnungen aus routinemäßigen marinen Forschungsmissionen – Informationen über Großfische verschiedenster Arten aus neun Hochsee- und vier kontinentalnahen Ozeanregionen.
Die gesammelten Datenbausteine fügen sich zu einem düsteren Gesamtbild: Im Durchschnitt verringerten sich die Populationsgrößen, unter dem wachsenden Druck der Fischereiflotten seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts um etwa 90 Prozent. Dies betrifft nicht nur die Zahl bestimmter Exemplare an begrenzten Standorten, sagt Myers, sondern "die Großfische aller Arten, von den Tropen bis zu den Polen". Auch neuerschlossene Fischgründe veröden rapide, wie die Fangquoten an Langleinen belegen – kilometerlangen, mit hunderten Köderhaken belegten Fanginstrumenten der Industriefischerei. Werden zu Beginn der Fischzüge in unerschlossenen Ozeanregionen noch rund sechs bis zwölf große Fische an 100 Haken dieser Riesenangeln gefangen, so finden sich nach zehn Jahren mit Glück noch zwei – oft auch keiner.
Diese sinkenden Fangquoten, blanke Zahlen der aus den Ökosystemen ständig entfernten Fische, sind dabei naturgemäß nur die Spitze des Eisberges: Das Ökosystem verändert sich in vielen Facetten unter dem Einfluss der globalen Fischereiarmada. So erreichen die großen Fischarten kaum noch ihr natürliches Gewicht – ein typischer Schwertfisch wiegt durchschnittlich nur ein Fünftel dessen, was frühere Prachtexemplare auf die Waage gebracht haben- etwa wie jener zu literarischem Ruhm gelangte Brocken. Heute werden, so Myers, die Fische oft schon gefangen, bevor sie geschlechtsreif werden und Nachkommen produzieren können.
Nicht mehr ganz in Hemingways Sinn haben Menschen also offenbar ihren Kampf mit Teilen der Natur etwas zu häufig und gründlich gewonnen. "Wenn wir nicht bald handeln", meint Myers, "werden die großen Raubfische den Weg der Dinosaurier beschreiten und aussterben". Er hofft, dass die vorgelegte Langzeitstudie Munition für jene liefert, die sich für strengere Fanquoten und eine schonende Bewirtschaftung der Ozeane einsetzen – etwa den knapp 200 Regierungen, die dies im vergangenen Jahr auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg auf die Agenda gesetzt hatten. Ziel der Initiative war es, bis zum Jahr 2015 nachhaltig bewirtschaftbare Fischpopulationen wiederaufzubauen.
Geschehen ist seitdem nicht viel. Tatsächlich würde dies den Fischereiflotten mittelfristig starkes Entgegenkommen abverlangen: "Um den Niedergang empfindlicher Arten zu bremsen, müsste der Fang um etwa die Hälfte verringert werden", erklärt Myers. Auf lange Sicht würde sich dies aber auch für die Fischer auszahlen, denn bei größeren, wieder weitverbreiteten Fischpopulationen sollten dann mit geringerem Aufwand wieder ähnliche Fänge wie heute möglich – und das auch für die folgenden Generationen.
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