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News: Immer mehr Bäume Ziel der Gentechnik

Weltweit werden immer mehr Gehölze gentechnisch verändert. Bisher spielten diese im Vergleich zu der rasanten Entwicklung bei transgenen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen nur eine untergeordnete Rolle. Insgesamt sind zur Zeit rund 150 Freisetzungen von transgenen Gehölzen wie Obstbäumen oder Ziersträuchern bekannt.
Der erste gentechnisch veränderte Baum auf dem europäischen Markt könnte ein regelmäßig gewachsener, schädlingsresistenter Weihnachtsbaum, eine virusresistente Pflaumensorte oder eine Pappel mit verändertem Ligningehalt sein. Es kann zwar noch zehn bis 20 Jahre dauern, bis Forschung und Züchtung soweit gediehen sind, entsprechende Exemplare auf den europäischen Markt zu bringen. In den USA wurde allerdings bereits eine erste Marktzulassung für Papaya mit gentechnisch erzeugter Virusresistenz erteilt, wie Dr. Kurt Zoglauer von der Humboldt-Universität Berlin anläßlich eines Fachgesprächs berichtete.

Zum Abschluß einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie zu gentechnisch veränderten Bäumen diskutierten Experten aus Umwelt, Wissenschaft und Forstwirtschaft über den weltweiten Stand der Freisetzungen. Bei diesem Fachgespräch "Freisetzung transgener Gehölze – Stand, Probleme, Perspektiven", das am 20. und 21. September 1999 stattfand, wurde deutlich, daß die Palette an gentechnisch erzeugten Eigenschaften bei Forst-, Obst und Ziergehölzen schon fast so breit ist wie bei landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.

Die Studie der Humboldt-Universität Berlin gibt einen Überblick über den weltweiten Stand der Freisetzungen gentechnisch veränderter Bäume, über die internationalen Forschungsschwerpunkte sowie den Stand der Sicherheitsmaßnahmen bei Freisetzungen. Für ausgewählte Gehölzarten wurden Basisdaten zur Risikobewertung erarbeitet. Bei dem Fachgespräch wurde deutlich, daß es bisher noch sehr wenig Erfahrungen mit gentechnisch veränderten Bäumen gibt. Deshalb ist eine umfassende Begleitforschung bei Freisetzungen von mehrjährigen Pflanzen erforderlich.

Im Gegensatz zu einjährigen Nutzpflanzen wie Mais oder Raps sind Bäume sehr langlebig und haben demzufolge auch einen viel nachhaltigeren Einfluß auf die Umwelt. Obwohl gentechnisch veränderte Bäume fast ausschließlich für den Plantagenanbau und nicht für den Waldbau gezüchtet werden, ist eine Langzeitwirkung auf naturnahe Ökosysteme nicht auszuschließen. Aus diesem Grund wurde von den Experten die Notwendigkeit eines Langzeitmonitoring betont.

Wie Prof. Ingo Kowarik von der Technischen Universität Berlin berichtete, wurde mit nichtheimischen Gehölzen, sogenannten Invasoren, die Erfahrung gemacht, daß zwischen der Ersteinführung und der oft unerwünschten Ausbreitung dieser Baumarten Zeiträume von durchschnittlich 150 Jahren liegen. Kowarik schloß nicht aus, daß auch gentechnisch veränderte Bäume zu Invasoren werden und große ökologische Schäden anrichten könnten.

Schwerpunkte der gentechnischen Forschung sind bei Gehölzen – wie auch bei landwirtschaftlichen Nutzarten – unterschiedliche Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sowie die Verbesserung der Holzqualität. Weiterhin wird an der Toleranz gegenüber Streßfaktoren wie Hitze, Kälte oder Trockenheit sowie bei Ziergehölzen an veränderten Wuchsformen und Blütenfarben gearbeitet. Das bei den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen dominierende Merkmal Herbizidresistenz spielt ebenfalls eine Rolle, da sich die gentechnische Forschung vor allem auf Arten für den intensiven Plantagenanbau konzentriert.

Als künftige Forschungsschwerpunkte wurden Fragen zur dauerhaften Ausprägung der neuen Eigenschaft (Stabilität des Fremdgens), zur Pollenübertragung auf verwandte Arten sowie zum Risiko der Ausbreitung in der Umwelt und zum horizontalen Gentransfer auf symbiontische Mycorrhiza-Pilze diskutiert. Die Problematik einer dauerhaft stabilen Ausprägung des neuen Merkmals in langlebigen Organismen erläuterte Dr. Matthias Fladung von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft am Beispiel der bereits seit drei Jahren in Großhansdorf freigesetzten Aspen (Populus tremula). Hier hatte sich gezeigt, daß im Laufe des Versuches bei etwa zwei Prozent der veränderten Bäume die Ausprägung des neuen Merkmals ganz oder teilweise verlorenging. Daß die neue Eigenschaft im Laufe der Jahre erhalten bleibt, ist nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wichtig, sondern auch ein sicherheitsrelevanter Aspekt: Wenn etwa ein bei der Freisetzung steriler Baum plötzlich doch anfängt zu blühen, kann er seine transgenen Pollen – und damit die restlichen, stabileren der ihm gentechnisch übertragenen Eigenschaften – in der Umwelt verbreiteten.

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