Schiffswrack: Immer mehr Funde aus dem Antikythera-Wrack
Wie das "obere ein Prozent" der antiken Gesellschaft lebte und es sich gut gehen ließ, verraten die Fundstücke aus dem Antikythera-Wrack, einem etwa im Jahr 65 v. Chr. vor der gleichnamigen Insel versunkenen Frachtsegler. Das erklärt Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI), der mit seinem Team das legendäre Wrack in der Ägäis erforscht. Berühmt ist der Fund vor allem wegen der hochkomplexen Rechenmaschine, die Schwammtaucher Anfang des 20. Jahrhunderts dort bargen. Mit dem zahnradbetriebenen Gerät konnte man Mond- und Sonnenfinsternisse sowie viele weitere Kalenderdaten vorausberechnen.
Im Rahmen ihres mehrjährigen Großprojekts "Return to Antikythera" erforschen Unterwasserarchäologen der WHOI und der griechischen Denkmalbehörden das Wrack erstmals systematisch und mit neuesten Methoden. Wie die WHOI mitteilt, seien alle diesjährigen Tauchgänge zum Antikythera-Wrack abgeschlossen. Anders als im Vorjahr, als schlechtes Wetter den Wissenschaftlern einen Strich durch die Rechnung machte, konnten sie in der aktuellen Saison insgesamt 40 Stunden am Wrack arbeiten. Es liegt in rund 50 Meter Tiefe, für einen hinreichend langen Aufenthalt am Meeresgrund ist darum Spezialequipment vonnöten.
Ausgedehntes Wrackfeld
In der jetzt abgeschlossenen Expedition legten die Taucher neun Grabungsschnitte an, die sie mit Hilfe einer Unterwasserpumpe aussaugten. Insgesamt 50 Artefakte brachten sie an die Oberfläche, welche zum Großteil unter einer dicken Schicht groben Sands und Keramikscherben begraben lagen. Unter den Fragmenten befanden sich hölzerne Überbleibsel vom Schiffsrumpf, ein Teil einer bronzenen Armlehne, die möglicherweise zu einem Thron gehörte, ein Bruchstück einer Knochenflöte, eine Spielfigur und weitere Bronzeteile.
Außerdem fanden sie eine intakte Amphore sowie eine langhalsige Servierkanne. Bei einem rechteckigen Stück Stein mit zwölf Löchern könnte es sich um die Basis einer kleinen Standfigur gehandelt haben – zahlreiche Statuen und ein zugehöriger "Riesenspeer" wurden bereits im Umfeld des Wracks entdeckt. Der perforierte Kasten enthält eine noch nicht näher identifizierte Substanz, schreiben die Wissenschaftler in einer Mitteilung der WHOI.
Untersuchungen mit dem Metalldetektor zeigten, dass das Wrackfeld ungefähr 40 mal 50 Meter misst – in diesem Bereich wurden beim Untergang Teile der Fracht und des Schiffs verstreut. Wie groß der Segler ursprünglich war, ist nicht bekannt, die Forscher erhoffen sich hierüber Aufschluss durch die systematische Untersuchung der Fundverteilung. Zwei bleierne Anker, die nun zum Vorschein kamen, zeigen beispielsweise an, wo sich einst der Bug befunden haben mag.
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