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News: Immun gegen Krebs

Bei einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung attakiert das Immunsystem des Körpers erfolgreich Tumore - häufig ohne daß die Menschen überhaupt von deren Existenz wissen. Aber dieser Sieg hat seinen Preis: Die Immunzellen wenden sich bald auch gegen körpereigenes Gewebe und verursachen eine seltene neurologische Krankheit.
Robert B. Darnell und seine Mitarbeiter an der Rockefeller University haben Patientinnen mit der seltenen paraneoplastischen cerebralen Störung (paraneoplastic cerebellar disorder, PCD) untersucht und gezeigt, daß diese Personen auf natürliche Weise gegen Krebs immun sind (Nature Medicine vom November 1998).

PCD tritt schätzungsweise bei einer von 1000 Frauen mit Brust- oder Eierstockkrebs auf. Die Patientinnen wissen normalerweise gar nicht, daß sie einen Tumor haben. Sie kommen wegen schwerer neurologischer Störungen in die Klinik. Sie leiden unter starken Ataxien – sie fallen ständig wie betrunken zu Boden – und können die Bewegungen ihrer Muskeln nicht koordinieren, wodurch Aufgaben des täglichen Lebens wie essen, trinken und gehen schwierig werden. Da die Immunzellen nur das Kleinhirn angreifen, sind die Betroffenen bei vollem Bewußtsein und klarem Verstand.

Die Tumore in den Patientinnen werden von dem Immunsystem unterdrückt, das gezielt gegen das Protein cdr2 vorgeht – ein Antigen, das üblicherweise nur im Kleinhirn produziert wird. Den Wissenschaftlern ist zwar noch nicht klar, warum es auch auf Krebszellen vorkommt, doch seine Anwesenheit liefert einen Angriffspunkt für die Immunzellen.

"Wir haben eine verstärkte Population von Killer-T-Zellen gefunden, die vermutlich Vermittler der Tumor-Immunität sind", sagt Darnell. Noch nie zuvor wurden bei Menschen Tumor-spezifische Killer-T-Zellen gefunden.

Im gesunden menschlichen Körper gelangen keine Immunzellen in das Gehirn. Deshalb interpretiert das Immunsystem die cdr2-Antigene der Tumoren als fremde Eindringlinge und aktiviert die T-Zellen zu deren Bekämpfung. Sobald sie aktiviert sind, können die T-Zellen aber die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Kleinhirn die sogenannten Purkinje-Neuronen bekämpfen, auf deren Oberfläche cdr2-Proteine auftreten. Diese Nervenzellen sind für die Koordination der Feinmotorik verantwortlich.

Anhand ihrer Experimente konnten die Forscher das bisherige Bild von der natürlichen Immunität gegen Tumore bedeutend verfeinern (Animation): "Wir glauben, daß immer mal wieder irgendwo Tumorzellen auftauchen und vom Immunsystem oder den anderen bekannten Kontrollmechanismen abgetötet werden", sagt Matthew Albert, der Erstautor der Studie. Wenn einige Tumorzellen durch Apoptose – den programmierten Zelltod – sterben, werden sie von dendritischen Zellen des Immunsystems aufgenommen. Dabei gelangt auch das cdr2-Antigen in die dendritische Zelle, welche darauf trainierte Tumor-spezifische T-Zellen aktiviert.

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