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News: Impfstoff aus Fliegenspeichel

In vielen Regionen mit tropischem und Wüstenklima trägt die Sandfliege eine gefährliche Fracht, die sie dem Menschen bei einem hungrigen Biss ungefragt aufbürdet: parasitäre Geißeltierchen der Gattung Leishmania, die sich allen bislang verfügbaren Impfstoffen erfolgreich widersetzen. Im Speichel der Transportmücke findet sich jedoch ein Gen, das als Vorlage zur Entwicklung eines neuen Impfstoffes diente. Geimpfte Mäuse überstehen die Infektion mit wesentlich leichteren Auswirkungen als ungeschützte Artgenossen.
Wie viele Krankheitserreger verlassen sich auch die infektiösen Geißeltierchen aus der Gattung der Leishmania bei ihrer Verbreitung nicht auf eigene Kräfte, sondern nutzen ein äußerst bewegliches und bissiges Transportmittel. In Sandmücken (Phlebotomidae) lassen sich die Parasiten zum Endwirt tragen und gelangen durch die Blutmahlzeit der kleinen Vampire in den gewünschten Wirt – den Menschen. Nach einer sehr variablen Inkubationszeit, die von zwei Wochen bis zu mehreren Jahren reichen kann, befällt der Erreger unter anderem innere Organe und die Haut und endet in 20 Prozent der Fälle tödlich.

Wer sich im Kampf gegen die Krankheit nicht mehr nur auf ein Moskitonetz verlassen möchte, hat nun Hoffnung auf einen neuen – in Mäusen bereits erfolgreich getesteten – Impfstoff, entwickelt von Forschern des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Das Team um den Biochemiker José Ribeiro richtete ihr Interesse auf den Speichel der gierigen Sauger. Vor kurzem konnten die Forscher zeigen, dass Labortiere eine Infektion mit den Parasiten überstanden, wenn sie vorher mit dem Speichel der übertragenden Sandfliegen immunisiert worden waren. Aufbauend auf diesem Wissen entwickelten die Forscher nun einen Impfstoff gegen Leishmania.

Als erstes trennten sie die im Fliegenspeichel enthaltenen Proteine voneinander und identifizierten unter ihnen eins, das bei der früher beobachteten natürlichen Immunisierung der Labormäuse als Ziel gedient zu haben schien. Mithilfe des Proteins namens SP15 fanden sie das zu Grunde liegende Gen und konstruierten auf dessen Basis anschließend einen DNA-Impfstoff, den sie zur Immunisierung von Mäusen einsetzten. Infizierten sie die immunisierten Tiere dann mit den Parasiten, liefen die Infektionen wesentlich milder ab als bei unbehandelten Artgenossen. So zeigten diese kleinere Hautläsionen, und bereits nach sechs Wochen war die Infektion abgeklungen, während die anderen Tiere mit großen Hautgeschwüren kämpften und die Parasiten nicht eliminieren konnten.

Da infizierte Tiere auf einen Mückenstich sowohl mit erhöhter Produktion von Antikörpern als auch mit einer Antwort durch die T-Zellen des Immunsystems reagieren, analysierte das Forscherteam die vorliegende schützende Reaktion in den Labormäusen. Die Beobachtung, dass auch Knock-Out-Mäuse ohne die Fähigkeit, Antikörper zu produzieren, durch den Impfstoff geschützt waren, legte die T-Zellen als Auslöser des Schutzes nahe. Als nächsten Schritt plant das Team vom NIAID Immunisierungsversuche mit Hunden und Affen.

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