Muskelregeneration: Implantat aus Schweineblasen lässt Muskeln wieder wachsen
Muskeln sind eigentlich sehr gut in der Lage, kleinere Verletzungen selbst auszuheilen. Das funktioniert jedoch nicht, wenn größere Teile des Gewebes durch einen schweren Unfall fehlen. Mediziner um Brian Sicari von der University of Pittsburgh haben nun erfolgreich ein noch experimentelles Verfahren getestet: Drei ihrer fünf Patienten konnten das betroffene Körperteil danach merklich besser und mit mehr Kraft bewegen als vor der OP.
Die neue Methode folgt einem aktuellen Trend in der Transplantationsforschung. Statt ganzer Organe oder Teilen davon wollen Mediziner künftig nur noch ein natürliches Gerüst verpflanzen. Es lässt sich beispielsweise aus Schweinen gewinnen – etwa aus der Blase der Tiere. Aus ihr waschen die Forscher sämtliche Zellen heraus, zurück bleibt das zelluläre Stützgerüst, die so genannte extrazelluläre Matrix.
Das Implantat unterstützt die Eigenregeneration
Einmal eingesetzt soll sie die Selbstheilungskräfte des Körpers ankurbeln. Denn ihre chemischen und mechanischen Eigenschaften bieten ideale Bedingungen für die Wiederbesiedlung mit körpereigenen Zellen: Stammzellen im umliegenden Gewebe werden dazu angeregt, sich zu den gewünschten Zellarten auszuentwickeln und in das Transplantat einzuwandern.
Genau das gelang nun auch bei den fünf Probanden, darunter zwei Soldaten, die Opfer einer Sprengfalle wurden. Die allesamt männlichen Studienteilnehmer hatten zwischen 58 und 90 Prozent des Muskelgewebes an der betreffenden Stelle verloren. Bei allen lag der Zeitpunkt der Verletzung bereits weit über ein halbes Jahr zurück, in dieser Zeit mussten sie zahlreiche (in einem Fall ganze 50) Operationen über sich ergehen lassen.
Bewegungstraining setzt den Prozess in Gang
Zunächst absolvierten sie drei bis vier Wochen Physiotherapie, bis sie einen Zustand erreicht hatten, in dem keine weitere Besserung mehr eintrat. Dann wurde ihnen in einer OP das Gerüst eingesetzt. In diesem Fall stammte es aus Schweinsblasen. Es folgten weitere Monate der Physiotherapie, bei der die behandelten Muskeln beansprucht wurden – ein entscheidende Maßnahme, um das Wachstum der Muskeln in Gang zu setzen, meinen die Forscher. Andernfalls könnten auch unerwünschte Zellen einwandern.
Nach Abschluss des Tests hatten sich Stärke und Einsatzfähigkeit der betroffenen Muskelpartien bei drei Patienten teils erheblich verbessert. Bei zwei Teilnehmern stellte sich hingegen keine Zunahme der Muskelkraft ein. Sie litten bereits vor der OP auf Grund ihrer Verletzung an krankhaften Durchblutungsstörungen, was nach Meinung der Forscher für die ausbleibende Heilung mitverantwortlich gemacht werden könne. Darum sei es vermutlich auch besser, die Methode – sofern sich ihr Nutzen und ihre Unbedenklichkeit in weiteren Studien bestätigt – so früh wie möglich anzuwenden.
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