News: In bester Erinnerung
20 Schafe bewiesen Keith Kendrick und seinen Kollegen vom Babraham Institute in Cambridge nun das genaue Gegenteil. Sie erkannten anhand von Bildern nicht nur Artgenossen wieder, sondern auch Menschen. Visuelles Wiedererkennen von Gesichtern ist eigentlich eine besondere Leistung des menschlichen Gehirnes. Die dafür benötigten Nervensysteme sitzen im Schläfen- und Frontallappen, die rechte Gehirnhälfte ist daran ebenfalls stark beteiligt.
Dass Schafe ähnliche Systeme besitzen müssen, erkannten die Forscher bei Tests, in denen sie den Tieren Bilder von vertrauten Schafs- und auch Menschengesichtern nach bestimmten Zeitabständen wieder präsentierten. Die Tiere reagierten bis zu rund 700 Tage nach dem letzten Anblick auf diese Bilder mit dem gleichen Verhalten, das sie auch bei der täglichen Begrüßung von vertrauten Artgenossen ihrer Herde zeigten. Dabei erkannten sie neben Frontalbildern "ihrer Lieben" auch anschließend deren Profilaufnahmen.
Was aber im Laufe der Zeit bei den Tieren schwand, war die exakte Erinnerung an einzelne Individuen. So ähnlich geht es uns, wenn wir nach langen Jahren etwa einen alten Schulfreund wieder treffen, ihn erkennen, ihm aber seinen Namen nicht mehr zuordnen können. Das geht erst nach einem kurzen Auffrischen der Bekanntschaft. Die Schafe beantworteten solche Bilder mit abnehmender Reaktion bis zu einem bestimmten unteren Schwellenwert, bei dem sie schließlich gar nicht mehr reagierten.
Alles in allem: Schafe sind viel schlauer als gedacht. Metzger sollten daher doch auf ausgedehnte Landausflüge zu ihrem Klientel verzichten, sonst laufen ihnen die zukünftigen Lammkoteletts schon lange vor der Schlachtbank weg.
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