Sternentwicklung: In flagranti erwischt
Eigentlich wollten sich Alicia Soderberg und Edo Berger nur die neuesten Daten einer bereits bekannten Sternexplosion anschauen. Doch was auf ihrem Computerbildschirm auftauchte, dürfte eine neue Ära der Supernovabeobachtung einläuten.
Massereichen Sternen ist kein langes Leben vergönnt, denn sie verbrennen ihren "Treibstoff" mehrere hundert Mal schneller als unsere Sonne. Das nukleare Feuer in ihrem Kern brennt heißer und so können dort – nachdem der ursprüngliche Wasserstoff aufgebraucht ist –, auch schwerere chemische Elemente synthetisiert werden. Diese Abläufe gehen in immer rasenderem Tempo vonstatten, die abschließende Fusion von Silizium zu Eisen dauert nur einige Tage.
Dann ist das Ende des Sterns unabwendbar. Wenn das Kernbrennen erlischt, wird keine Energie mehr erzeugt, die der Last der Gasmassen Einhalt gebieten kann – der Stern kollabiert unter seinem eigenen Gewicht. Obwohl der Kern aus Eisen besteht, kann er dem enormen Druck nicht standhalten, er fällt zu einem Neutronenstern mit nur noch etwa 20 Kilometer Durchmesser zusammen. An ihm prallt die nachstürzende Materie ab, und es läuft eine Druckwelle nach außen, die Röntgenstrahlung freisetzt und den Stern schließlich zerfetzt.
Hatten Soderberg und Berger diese Röntgenstrahlung auf dem Schirm, als sie sich am 9. Januar an der Princeton University die neueste Aufnahme des Satelliten Swift von NGC 2770 anschauten?
Bald ist klar: Es handelt sich tatsächlich um eine Supernova, sie erhält den Namen SN 2008D. Und niemand zuvor hat eine Sternexplosion in diesem frühen Stadium beobachtet. Denn im sichtbaren Licht leuchten die abgesprengten Gashüllen erst hell auf, wenn sie durch den radioaktiven Zerfall von Nickel zu Eisen zum Leuchten angeregt werden. Das ist aber erst eine Woche nach dem eigentlichen Kollaps oder noch später der Fall.
Die Wissenschaftler denken nun über den Bau eines Satelliten nach, der, wie Swift für Gammastrahlenausbrüche, den Himmel großflächig nach solchen Röntgenstrahlen absuchen soll. Den Forschern würden so vermutlich Hunderte von Supernovae jedes Jahr ins Netz gehen – und sie wären nicht mehr auf Kommissar Zufall angewiesen, um sie in flagranti zu erwischen.
Dann ist das Ende des Sterns unabwendbar. Wenn das Kernbrennen erlischt, wird keine Energie mehr erzeugt, die der Last der Gasmassen Einhalt gebieten kann – der Stern kollabiert unter seinem eigenen Gewicht. Obwohl der Kern aus Eisen besteht, kann er dem enormen Druck nicht standhalten, er fällt zu einem Neutronenstern mit nur noch etwa 20 Kilometer Durchmesser zusammen. An ihm prallt die nachstürzende Materie ab, und es läuft eine Druckwelle nach außen, die Röntgenstrahlung freisetzt und den Stern schließlich zerfetzt.
Hatten Soderberg und Berger diese Röntgenstrahlung auf dem Schirm, als sie sich am 9. Januar an der Princeton University die neueste Aufnahme des Satelliten Swift von NGC 2770 anschauten?
In Windeseile alarmierten sie Astronomen rund um den Globus, die alle verfügbaren Instrumente auf die 88 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie im Sternbild Luchs ausrichten, darunter die Weltraumteleskope Hubble und Chandra, das Very Large Array in New Mexico und die Gemini-Nord- und Keck-I-Teleskope auf Hawaii.
Bald ist klar: Es handelt sich tatsächlich um eine Supernova, sie erhält den Namen SN 2008D. Und niemand zuvor hat eine Sternexplosion in diesem frühen Stadium beobachtet. Denn im sichtbaren Licht leuchten die abgesprengten Gashüllen erst hell auf, wenn sie durch den radioaktiven Zerfall von Nickel zu Eisen zum Leuchten angeregt werden. Das ist aber erst eine Woche nach dem eigentlichen Kollaps oder noch später der Fall.
"Wir waren am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit den richtigen Teleskopen und wurden Zeugen eines historischen Ereignisses"
(Alicia Soderberg)
Soderberg, Berger und ihre 36 an der "Blitz-Kampagne" beteiligten Kollegen haben damit auch die 30 Jahre alte Theorie bestätigt, die die Röntgenstrahlung in diesem frühen Stadium einer Supernova vorhersagt. Allerdings sollte auch ein Ausbruch im Ultravioletten damit einhergehen. Beobachtet wurde jedoch nur ein mäßiges Aufleuchten. Stefan Immler, der die Supernova-Projekte des Swift-Teams leitet und die Beobachtung von SN 2007uy vorgeschlagen hatte, erklärt: "Theoretiker hatten jahrzehntelang vorhergesagt, dass der UV-Blitz viel heller sein sollte als der im Röntgenbereich. Unsere Beobachtungen revolutionieren daher unsere Kenntnis von Sternexplosionen und werden Astrophysiker jahrelang beschäftigen, bis sie im Detail verstanden sind." (Alicia Soderberg)
Die Wissenschaftler denken nun über den Bau eines Satelliten nach, der, wie Swift für Gammastrahlenausbrüche, den Himmel großflächig nach solchen Röntgenstrahlen absuchen soll. Den Forschern würden so vermutlich Hunderte von Supernovae jedes Jahr ins Netz gehen – und sie wären nicht mehr auf Kommissar Zufall angewiesen, um sie in flagranti zu erwischen.
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