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Künstliche Intelligenz: In Minecraft zeigt KI eine überraschend menschliche Seite

Sprachmodelle steuerten 1000 Figuren in Minecraft. Dabei legten die KI-Agenten erstaunlich menschliche Verhaltensweisen an den Tag: Sie fanden Jobs und verbreiteten religiösen Glauben.
Ein Handy mit dem geöffneten Minecraft-Spiel
Mit mehr als 140 Millionen monatlich aktiven Nutzenden ist Minecraft eines der beliebtesten Spiele auf der Welt.

Das KI-Start-up Altera hat ein ungewöhnliches Experiment unternommen. Durch einen kurzen Prompt übergaben Softwareentwickler mehreren KI-Sprachmodellen die Kontrolle über 1000 Charaktere des beliebten Computerspiels Minecraft. Dabei handelt es sich um ein Open-World-Game, bei dem die Erkundung der Welt und der Bau eigener Gebäude im Fokus steht. In einer im November 2024 veröffentlichten und noch nicht begutachteten Arbeit beschreiben die Forschenden von Altera, wie sich die »KI-Zivilisation« entwickelte.

Die »Gehirne« der Minecraft-Charaktere wurden durch verschiedene Module gesteuert, die teilweise aus spezialisierten Sprachmodellen bestanden. Die einzelnen KI-Programme waren dafür verantwortlich, auf andere Figuren zu reagieren oder künftige Handlungen zu planen.

Altera startete das Experiment zunächst mit 30 Charakteren, die anfangs alle dieselbe Persönlichkeit besaßen und das gleiche Ziel verfolgten: eine effiziente Gemeinschaft zu errichten, die vor Feinden und anderen Gefahren geschützt ist. Obwohl die Ausgangssituation für alle Agenten gleich war, entwickelten sie sich völlig unterschiedlich. Sie nahmen unterschiedliche Rollen ein, etwa Verteidiger, Erbauer oder Erkunder. »Wir waren überrascht zu sehen, dass sie, wenn man die richtige Art von Gehirn einsetzt, wahrhaftig emergentes Verhalten zeigen können«, sagte der Gründer von Altera, Robert Yang, gegenüber »MIT Technology Review«. »Das ist etwas, was wir von Menschen erwarten, aber nicht von Maschinen.«

KI spielt sich Streiche

Dann vergrößerte das Altera-Team schrittweise die Anzahl an KI-Charakteren mit bis zu 1000 unterschiedlichen Figuren. In einer Simulation konnte es beobachten, dass eine KI-Gemeinschaft eine Vorliebe für Streiche entwickelte. In einer anderen Situation programmierte Altera einige KI-Spieler so, dass sie dem Pastafarianismus (eine Religionsparodie) angehören und ihren Glauben verbreiten. Bei ihren missionarischen Reisen konnten sie tatsächlich andere KI-Figuren überzeugen und zum Konvertieren bewegen. »Das zeigt, dass Sprachmodelle über ein hinreichend ausgefeiltes Modell der menschlichen sozialen Dynamik verfügen, um diese menschlichen Verhaltensweisen widerzuspiegeln«, sagte der Mitbegründer von Altera, Andrew Ahn im Gespräch mit »MIT Technology Review«.

»Autonomie allein ist nicht ausreichend«Altera-Team

Ziel von Altera ist es, die KI-Modelle in Zukunft schrittweise an unsere Welt heranzuführen. »In den letzten Jahren haben Fortschritte (…) bei Sprachmodellen die Autonomie (…) erheblich verbessert. Autonomie allein ist jedoch nicht ausreichend. KI-Agenten müssen auch mit Menschen in einer menschlichen Zivilisation koexistieren«, schreibt das Altera-Team in der jüngsten Arbeit.

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