News: In Zwergschimpansen-Gesellschaften geben Frauen den Ton an
Über 1000 Stunden lang hat die Biologin in drei europäischen Zoos die Tagesaktivitäten der zierlichen Schimpansenart untersucht. Abgesehen von den bekannten intensiven sexuellen Aktivitäten – Bonobos reagieren bei geringsten Spannungen in der Gruppe mit einem breiten Repertoire an sexuellen Handlungen und halten so grobe Konflikte im äußersten Minimum – hat die Zoologin rund 20 Verhaltensmuster beobachtet: So etwa beschwichtigen sich Kontrahenten durch gegenseitiges "Zähneblecken" – einer Verhaltensweise, die dem menschlichen Lächeln nahekommt, so Franz. Nach ausgetragenem Konflikt betteln sie mit dem "hand out" – der ausgestreckten Hand – um Versöhnung oder Tröstung. Niederrangige Individuen nehmen Kontakt mit dominierenden Bonobos auf, indem sie ihnen aus einem Abstand von wenigen Zentimetern kurz und intensiv in die Augen sehen.
Nach diesem ersten tiefen Blick setzt meist die intensive Pflege des Felles der dominierenden Tiere ein: Dabei gibt sowohl die Länge der Pflegesitzung, die gepflegten Körperstellen als auch die Häufigkeit der Handlung Auskunft über die Stellung des "Pflegers" zum "Gepflegten". "Niederrangige Tiere pflegen Höherrangige öfter am Rücken und Hinterkopf, höher angesehene Tiere hingegen bevorzugen die Vorderseite und das Gesicht der untergeordneten Tiere", so Franz. "Erwachsene Weibchen erfahren signifikant mehr Fellpflege als junge Weibchen oder gar rangniedrige Männchen", so die Zoologin. Pflegekontakte unter den Weibchen wurden besonderes nach der Integration eines Männchens in die Gruppe intensiviert, was auf die mögliche Bedeutung dieses Verhaltens für die Aufrechterhaltung weiblicher Allianzen hinweist.
Im Regenwald südlich des Flusses Zaire in der Republik Kongo liegt das einzige Verbreitungsgebiet der auf 10 000 bis 20 000 Individuen geschätzten Bonobopopulation. Die unsichere politische Situation und der Unwegsamkeit des Geländes mache die Freilandbeobachtung der Tiere äußerst schwierig, so Franz. In Mitteleuropa sind die Bonobos, die erst im den 30er Jahren als eigene Art erkannt wurden, in den Zoos von Planckendael, Apenheul sowie Wuppertal, Frankfurt, Stuttgart und Leipzig zu beobachten.
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