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Schriftforschung: Indus-Zivilisation benutzte Grammatik

Rund 3800 Inschriften der Indus-Kultur haben Wissenschaftler schon entdeckt, doch ihre Bedeutung ist bis heute ein Rätsel. Forscher wiesen nun mit mathematischen Formeln nach, dass es sich um sprachliche Zeugnisse handelt und die Menschen damals nicht nur religiöse Symbole aneinanderreihten.

Rajesh Rao von der University of Washington und ein Team von Wissenschaftlern aus Indien analysierten die Schrift mit Hilfe des so genannten Markov Modells. Dabei berechneten sie, wie wahrscheinlich es ist, dass auf eines der 417 Zeichen ein anderes folgt. Im Deutschen zum Beispiel folgen dem Buchstaben s häufig Vokale, jedoch so gut wie nie die Konsonanten x oder z.

Auch die Menschen der Indus-Kultur benutzten einige Zeichengruppen öfter als andere, wie die Forscher herausfanden. Solche Muster finden sich in den meisten Sprachen und basieren auf den Regeln der jeweiligen Grammatik. Mit ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung haben Rajesh Rao und sein Team außerdem eine Möglichkeit gefunden, beschädigte Inschriften zu rekonstruieren, damit sie vielleicht eines Tages vollständig gelesen werden können.

Die Indus-Kultur hatte ihre Blütezeit zwischen 2600 und 1900 v. Chr. in Pakistan und Indien. Die gefundenen Zeichenfolgen auf Siegeln, Amuletten und Schreibtafeln des Volkes sind sehr kurz, dadurch lassen sich Sprachmuster viel schwerer erkennen als bei langen Fließtexten.

Lisa Leander

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