Infografik: Die verborgenen Muster der Nobelpreise
Der Meteorologe Syukuro Manabe erhielt im Jahr 2021 den Nobelpreis für Physik dafür, dass er modelliert hat, wie sich Gase dreidimensional durch die Atmosphäre bewegen – Forschungen aus den 1960er Jahren. Doch Manabes Pionierarbeit war bahnbrechend für moderne Computersimulationen, mit denen sich heute die Entwicklungen des Klimas verstehen und vorhersagen lassen.
In Manabes Fall dauerte es bis zu dieser höchsten Auszeichnung außergewöhnlich lang. Aber auch sonst klafft zwischen der Verleihung eines Nobelpreises und dem ersten wissenschaftlichen Durchbruch, der damit gewürdigt wird, oft eine beträchtliche Lücke. Sie beträgt über die verschiedenen Preiskategorien hinweg durchschnittlich 20 Jahre. John Ioannidis von der Stanford University, der die Verteilung und den Einfluss der Nobelpreise systematisch untersucht hat, sagt: »Es braucht Zeit, um zu beweisen, dass etwas über die reine Befriedigung der Neugier hinaus bedeutsam ist.« Zwar sind die Preise nicht repräsentativ für den gesamten Wissenschaftsbetrieb. Doch sie spiegeln Trends und Anreize in den zentralen Forschungsbereichen wider.
Vor der Bekanntgabe der Nobelpreise des Jahres 2024 war die bisherige Vergabepraxis daher einen genaueren Blick wert: Welche Teilbereiche der verschiedenen Fachgebiete wurden bis dahin besonders oft mit einem Nobelpreis bedacht? Zeichnen sich Muster bei der Zeitspanne ab, die zwischen Forschung und Auszeichnung liegt? Auf Grundlage der offiziellen Zusammenfassungen und Erläuterungen der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Nobelversammlung haben wir die Auszeichnungen in Unterkategorien eingeteilt und die Daten zu den Forschungen auf einer Zeitachse dargestellt. Dabei zeigen sich einige Trends.
Eine klare Entwicklung ist die zunehmende Anzahl von Ausgezeichneten pro Jahr. Jeder Preis kann auf maximal drei lebende Personen aufgeteilt werden. Aber diese Vorgabe ist in Zeiten intensiverer Zusammenarbeit immer schwieriger umzusetzen. Die Einschränkung könnte sogar dazu führen, dass wichtige Beiträge zukünftig nicht mehr berücksichtigt werden, wenn das Nobelkomitee unter mehr als drei Hauptverantwortlichen für einen bestimmten Durchbruch auswählen muss, vermutet Ioannidis: »Es ist nicht mehr so einfach, jemanden zu finden, der sich derart deutlich vom Rest der Welt abhebt.«
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