Paläontologie: Innerartliche Variation früher Trilobiten beschleunigte Evolution
Die starke Variabilität innerhalb einzelner Arten bei den ersten Trilobiten hat ihre Evolution beschleunigt und damit zur kambrischen Artenexplosion vor über 500 Millionen Jahren beigetragen. Zu diesem Schluss kommt Mark Webster, Paläontologe an der Universität Chicago, nach morphologischen Studien an 982 unterschiedlich alten Fossilien der ursprünglichsten Trilobitengruppe. Innerartliche Vielfalt im Körperbau sei Rohmaterial für die natürliche Selektion und damit ein entscheidender Faktor für Artbildungsprozesse und ihre Geschwindigkeit, so der Forscher.
Die morphologische Variation innerhalb einer Art war am stärksten bei den ältesten Vertretern der Gruppe ausgeprägt. Die krebsähnlichen Tiere unterschieden sich beispielsweise in ihrer Ornamentierung, der Anzahl und Position von Dornen am Körper und der Form der Kopfsegmente. Insgesamt zeigte sich innerhalb von siebzig Prozent der Arten aus dem frühen und mittleren Kambrium eine starke anatomische Variation, im späten Kambrium waren es hingegen nur noch 13 Prozent. Bei den postkambrischen Arten fehlte schließlich jedwede Diversität.
Wissenschaftler haben zwei Erklärungsmodelle dafür, dass die innerartliche Vielfalt mit der Zeit abnahm: Die ökologische Begründung basiert darauf, dass in den Meeren des frühen Kambriums insgesamt wenige Organismen lebten. Dadurch sei die Nahrungskonkurrenz gering gewesen, und die Tiere mussten sich nicht stark spezialisieren. Der zweite Erklärungsansatz greift auf physiologischer Ebene und postuliert, dass organismusinterne entwicklungsbiologische Prozesse mit der Zeit immer komplexer wurden. In der kambrischen Frühzeit wären sie hingegen relativ einfach gewesen, sodass der Weg vom Ei zum fertigen Trilobiten nicht fest vorgeschrieben war. (lp)
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