News: Innere Uhr im Gleichtakt
Nun gelang Wissenschaftlern der Northwestern University ein erster Blick hinter die Kulisse. Hierzu züchteten sie Mäuse, bei denen einerseits Nervenzellen mit normaler 24-Stunden-Rhythmik tickten, aber auch Neurone im verlängertem 27- bis 29-Stunden-Takt. Die Chimären gewannen Joseph S. Takahashi und Sharon Low-Zeddies durch eine in der Genetik häufig angewandte Standardtechnik: Sie kombinierten Embryonen normaler und mutierter Mäuse im Achtzellstadium miteinander, wobei sich die Embryonen spontan zu einem einzigen zusammenfinden können und dann einer Leihmutter-Maus implantiert werden. Ein erfolgreiches Verschmelzen der Erbanlagen wiesen die Forscher anhand eines Farbstoffes und der gemischten Fellpigmentierung nach, da normale Mäuse Albinos waren, die Mutanten hingegen pigmentiert.
Die kleinen Nager rannten nun je nach circadianer Uhr unterschiedlich lange in ihren Käfigen umher. Doch obwohl alle nur erdenklichen Mischformen unter den Mäusen vertreten waren, ließen sich drei Gruppen auftrennen: Jeweils ein Drittel der Nachkommen schien sich wie normale Mäuse zu verhalten, während ein weiteres Drittel nur die verlängerte innere Uhr geerbt zu haben schien. Die restlichen Tiere lagen in der Mitte, sie waren 25 Stunden aktiv. Die unterschiedlich ausgestatteten Nervenzellen im suprachiasmatischen Nucleus – einige arbeiten in 24-Stunden-Schichten, andere im 27- bis 29-Stunden-Takt – mussten sich also auf eine Schlagfrequenz geeinigt haben. "Diese Ergebnisse beweisen, dass sich in diesen Mäusen Zell-Zell-Interaktionen und Integration der Zeitperioden ereignet haben müssen", kommentierte Takahashi.
Doch wer kann schon 25 Stunden am Tag fit und aktiv sein. Und so hat die verlängerte innere Rhythmik ihren Preis. Die 25-Stunden-Mäuse kompensierten den langen Tag durch weniger Aktivität – ausgleichende Gerechtigkeit für die lange auf Trab gehaltenen Nager.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.