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News: Ins Netz gegangen

Ein amerikanischer Forscher hat während seiner Beobachtungen in der Antarktis, vier Fischarten entdeckt, die der Wissenschaft bislang unbekannt waren. Dieser gänzlich zufällige Fund bestärkt die These, daß die kalten Meere der Kontinente ein großes 'Laboratorium der Evolution' darstellen.
"In evolutionärer Sicht ist die Antarktis (Karte) bislang unterschätzt worden", meint der Anatom Joseph Eastman von der Ohio University, dem die überraschende Entdeckung an Bord des Eisbrechers Nathaniel B. Palmer gelungen ist. "Ozeanische Wassermassen, die die Kontinente umgeben, sind ein natürliches Labor der Evolution – vergleichbar den Hawaii-Inseln oder dem Baikal-See in Rußland."

Nach Eastmans Ansicht, weisen seine Forschungen darauf hin, daß sich in geologisch junger Zeit Abspaltungen eines einzelnen Fischstammes entwickelt haben (adaptive Radiation), um ökologische Nischen zu füllen, die ansonsten von anderen nichtverwandten Arten besetzt worden wären. Dies ist das bislang einzige Beispiel für eine solche evolutionäre Anpassung bei Meeresfischen.

Fossilien zeigen, daß eine Vielfalt verschiedener Arten in geologisch jungen Epochen ökologische Nischen zu einer Zeit besetzt haben, als die antarktischen Gewässer noch wesentlich wärmer als heute waren. Aus den vergleichsweise flachen Küstenwassern und ihrer großen Kälte um den südlichen Kontinent herum, schlossen viele Wissenschaftler bislang, daß diese relativ unfruchtbar und in evolutionärer Hinsicht uninteressant seien.

Die Vielzahl der Arten in den Gewässern der antarktischen Riffe – die üblicherweise nicht tiefer als 500 Meter sind – unterscheidet sich stark von den in ähnlichen, eher temperierten Gewässern, wie zum Beispiel der Delaware Bucht. Dort, bemerkt Eastman, liegt eine große Artenvielfalt am Grund und in den verschiedenen Meerestiefen vor.

In dem in der Antarktis vorhandenen Lebensraum dominieren 95 Arten der Notothenioiden, die allesamt von Bodenbewohnern ohne Schwimmblasen abstammen. Zu bestimmten Zeiten der Evolution trat bei einigen Notothenioiden ein Zuwachs an Körperfett auf. So waren sie in der Lage, permanent in allen Meerestiefen statt nur auf dem Grund zu leben.

Eastman ist der Ansicht, daß "soweit die Bodenlebensräume betroffen sind, die Schwammfelder in der Antarktis das Äquivalent zu den Korallenriffen in den Tropen darstellen – alles Gebiete großer Fischartenvielfalt." Nach Aussage von Polly Penhale, die die medizinischen und biologischen Forschungen des amerikanischen Antarktisprogramms überwacht, weisen Eastmans Funde darauf hin, daß zukünftige Forschungen wahrscheinlich zu einer größeren Beachtung der Biodiversität in den polaren Regionen führen.

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