Insekten: Älteste Termitenhügel über zehntausende Jahre aktiv
Damaskus, Jericho oder vielleicht das italienische Matera: Welche Stadt die älteste immer noch besiedelte der Menschheit sei, wird stark debattiert und erforscht. Verglichen mit den Termitenhügeln im südafrikanischen Namaqualand aber sind sie allesamt jung. Manche Termitenhügel entlang des Buffels River sind seit 34 000 Jahren bewohnt. Das haben Wissenschaftler um Michele Francis von der Stellenbosch University unter anderem mit Hilfe von Radiokohlenstoff-Datierungen ermittelt. Die Insektenbauten sind somit »älter als die berühmten Höhlenmalereien in Europa und sogar älter als das letzte glaziale Maximum, als riesige Eisschilde einen Großteil der nördlichen Hemisphäre bedeckten«, wie Francis in einer Pressemitteilung betonte.
Wie Analysen belegen, datieren die in den Hügeln gefundenen organischen Kohlenstoffverbindungen auf bis zu 19 000 Jahre, die anorganischen sogar auf bis zu 34 000 Jahre. In dieser Zeit waren etliche Bauten wahrscheinlich durchgehend besiedelt. Damit übertrumpfen die südafrikanischen Termitenstädte deutlich jene in Brasilien, die bisher als Rekordhalter galten: Das älteste Exemplar dort bringt es auf 4000 Jahre Nutzungsdauer.
Die Termitenhügel im Namaqualand lassen sich hervorragend als Umweltarchiv nutzen. Aus einer Analyse ihrer organischen und anorganischen Sedimente geht beispielsweise hervor, dass die Region während der Frühphase der Insektenbesiedelung deutlich feuchter war als heute. Darauf deuten unter anderem Kalzit- und Gipsablagerungen am Grund der Bauten hin.
Zugleich leisten die Termiten einen Beitrag zur Kohlenstoffspeicherung im Untergrund, indem sie Pflanzenmaterial heranschaffen und verwerten. Von dem erhöhten Nährstoffangebot rund um die Bauten profitieren außerdem viele Pflanzen. Nach feuchten Wintern sind die Hügel aus der Luft leicht zu erkennen: Zahllose Blumen gedeihen dann auf den ergiebigen Böden rund um die Insektenstädte und blühen im Frühling auf.
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