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Inseln: Von Rattenbekämpfung profitieren alle

Viele tropische Inseln wurden von Ratten überrannt: Werden sie bekämpft, profitieren Seevögel, Riffe und Menschen gleichermaßen.
Blick vom Meer auf eine tropische Insel, über der zahlreiche Seevögel am bedeckten Himmel fliegen. Der helle Strand wird von zahlreichen Palmen gesäumt, im Vordergrund rollen sanfte Wellen über das blaue Meer.
Entlegene tropische Inseln werden von zahlreichen Seevögeln als Nistplätze genutzt – wenn da nicht die Ratten wären.

Bevor der Mensch die Welt eroberte, kamen tropische Inseln einem Paradies zumindest nahe: Zahllose Seevögel nisteten hier weitgehend sicher vor Fressfeinden – zumindest vor vierbeinigen. Mit den Menschen kamen allerdings Ratten auf die Archipele, die heute Eier, Küken und auch erwachsene Seevögel als Nahrung nutzen und so deren Zahl klein halten. Würden die Nager allerdings bekämpft und vielleicht sogar vollständig ausgerottet, nähme die Zahl der Seevögel rasch wieder deutlich zu. Und davon profitierte schließlich das komplette Ökosystem vom Land bis ins Riff, wie eine Modellierungsstudie von Ruth Dunn von der Lancaster University und ihrem Team andeutet.

In ihrer Arbeit können die Wissenschaftler sogar zeigen, dass ausreichend Nahrung in den Meeren vorhanden wäre, um den wachsenden Bestand an Seevögeln zu ernähren – auch weil ein positiver Rückkopplungsmechanismus greift: Mehr Seevögel fressen zwar mehr Fische, doch gelangen über ihren Kot auch wieder mehr Nährstoffe ins Meer zurück, die wiederum zu gesünderen Riffen und größeren Fischpopulationen führen, was bereits vorhandene Daten etwa vom Chagos-Archipel im Indischen Ozean stützen. Ratten verändern die Nährstoffflüsse dagegen so dramatisch, dass im Meer ein Mangel an leicht verfügbaren Stickstoffverbindungen und Phosphat auftritt, was sich nachteilig auf die Rifflebensgemeinschaften auswirkt.

Ausgehend von diesen Daten modellierte die Arbeitsgruppe, was passieren würde, wenn man auf 25 Inseln des Chagos-Archipels Ratten bekämpft. Ohne weitere Maßnahmen nähme die Zahl an brütenden Paaren von Rußseeschwalben, Schlankschnabelnoddis und Rotfußtölpeln bereits um 24 000 zu. Wird gleichzeitig die ursprüngliche Vegetation auf diesen Inseln gefördert, so dass sie wieder die Hälfte der Eilande bedeckt, betrüge der Zuwachs 83 000 Paare und sogar 280 000 Paare, wenn die Restaurierung drei Viertel der Inselflächen umfasst. Schon im kleinsten der Szenarien gäbe es eine Populationszunahme um das 18-Fache.

Dadurch gelangten statt 78 Tonnen an Nährstoffen wie gegenwärtig rund 170 Tonnen jährlich ins Meer – was wieder die Biomasse aller Rifffische um mehr als 50 Prozent erhöhen würde. Das entspricht 50 000 Tonnen an Fisch. Der Nährstoffzuwachs fördert dabei verstärkt Gruppen wie die Papageienfische, die Algen fressen oder tote Korallen entfernen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regeneration von Riffen nach katastrophalen Ereignissen wie Stürmen oder Korallenbleichen.

Auf besiedelten Inseln profitieren auch Menschen davon, wenn die Ratten ausgerottet werden. Die Nager fressen sich vielfach durch Vorräte oder angebaute Kulturen. Ihre Bekämpfung verbessert am Ende die Ernten.

  • Quellen
Conservation Biology 10.1111/cobi.14313, 2024

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