Interferon-Antwort: Wo Omikron eine Schwachstelle hat
Milde Infektionsverläufe bei der Omikron-Variante liegen womöglich auch an einer speziellen Schwäche des Virus: Anders als seine Vorgängervarianten reagiert Omikron empfindlich auf einen Abwehrmechanismus der Zelle, die so genannte Interferon-Antwort. Das geht aus Experimenten mit Zellkulturen hervor, für die eine Wissenschaftlergruppe Infektionen mit der Omikron- mit denen der Delta-Variante verglichen hat.
Wie das Team um Denisa Bojkova von der Goethe-Universität Frankfurt im Fachblatt »Cell Reports« berichtet, zeigte sich bei dem Test, dass die Zellen mit Hilfe ihrer Interferone das Virus in seiner Vermehrung bremsen. Interferone werden von der Zelle gebildet, wenn eine Virusinfektion aufgetreten ist, und setzen wiederum andere Abwehrmechanismen in Gang. Frühere Varianten von Sars-CoV-2 haben diese Interferon-Antwort wirksam lahmgelegt, etwa indem sie die Zelle an der Produktion der Alarmstoffe hinderten.
Die Omikron-Variante scheint diese Fähigkeit nun zum Teil eingebüßt zu haben, weshalb sie vermutlich effizienter vom Körper bekämpft wird. Dies erkläre zum ersten Mal, warum mit der Omikron-Variante infizierte Patienten häufig weniger schwer erkranken, schreibt das Team in einer Pressemitteilung.
Außerdem zeigte die Studie, dass acht wichtige antivirale Wirkstoffe, die zur Behandlung von Covid-19 entwickelt werden oder bereits schon zugelassen sind, auch die neue Omikron-Variante effektiv hemmen. Getestet wurden EIDD-1931 (ein Stoffwechselprodukt von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir, Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Sie alle zeigten ähnliche Wirkungen gegen die Omikron-Variante wie gegen die Delta-Variante.
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