Direkt zum Inhalt

News: Internationale Raumstation ein Jahrzehnt im All

Am 20. November 1998 startete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur eine Proton-Rakete mit einer besonderen Nutzlast an Bord: das Raumstationsmodul Saria. Dieses nach dem russischen Wort für "Morgenröte" benannte Modul ist rund 13 Meter lang und wiegt 20 Tonnen. Es wurde von den Modulen der früheren sowjetischen Raumstation Mir abgeleitet und sollte ursprünglich bei der Nachfolgestation Mir-2 Verwendung finden.

Mit dem Start von Saria begann der Aufbau der Internationalen Raumstation ISS. Wenige Wochen nach dem erfolgreichen Start von Saria brachte eine US-Raumfähre das Verbindungsmodul Unity ins All, das an das Saria-Modul angekoppelt wurde.

Finanzielle und technische Probleme verzögerten den Start des dritten Moduls Swesda (russisch für "Stern") bis Juli 2000. Im Oktober 2000 stiegen erstmals zwei Astronauten der Spaceshuttle-Mission STS-106 in die noch embryonale ISS um. Seit November 2000 ist die ISS ständig mit mindestens zwei Astronauten besetzt.

Durch Zulieferungen von Baugruppen und Druckmodulen durch die US-Raumfähren wuchs die ISS bis Ende 2002 stetig weiter. Dann geschah im Februar 2003 das Columbia-Unglück, bei dem alle sieben Astronauten an Bord wegen eines defekten Hitzeschilds bei der Rückkehr zur Erde umkamen. Der Aufbau und die Fertigstellung der ISS wurden dadurch um rund vier Jahre zurückgeworfen, er ist jetzt für das Jahr 2010 vorgesehen.

Zweieinhalb Jahre flog keine US-Raumfähre mehr ins All, und die Stammbesatzung wurden auf zwei Mann reduziert. Für die Versorgung und den Transport der Crews von der Erde in die Umlaufbahn und zurück sorgte in dieser Zeit allein der russische Partner. Ihre altbewährten Raumkapseln vom Typ Sojus und die automatischen Progress-Raumtransporter ermöglichten zumindest die Aufrechterhaltung eines Rumpfbetriebs. Die Anwesenheit von zwei Astronauten verhinderte, dass die ISS aufgegeben werden musste. Sie konnten die Station warten und bei technischen Pannen sofort eingreifen.

Seit Juli 2005 wird die ISS nun wieder von den US-Raumfähren angesteuert und seitdem ist die Station beträchtlich gewachsen. Mit ihren drei riesigen Solarzellenauslegern zur Stromversorgung deckt sie die Fläche eines Fußballfelds ab und ihre Masse beträgt jetzt rund 300 Tonnen. Damit ist sie die bei weitem schwerste Konstruktion im All.
Die Internationale Raumstaion ISS im November 2008 | Zu einem stattlichen Komplex in der Erdumlaufbahn ist die Internationale Raumstation in den letzten zehn Jahren gewachsen. Das Bild entstand im November 2008 beim Anflug der US-Raumfähre Endeavour auf die ISS. Das erste Modul der Raumstation, Saria, lässt sich nahe der Bildmitte zwischen ihren wie ein Leporello zusammengefalteten Solarzellenauslegern erkennen.


Richtig international wurde die ISS im Februar 2008, als die US-Raumfähre Atlantis das europäische Forschungsmodul Columbus zur ISS brachte. Dieses zu einem großen Teil in Deutschland gebaute, rund sieben Meter lange Forschungsmodul verschafft den Europäern erstmals die Möglichkeit einer permanenten, bemannten Präsenz im All.

Einen großen Zuwachs erhielt die ISS mit der Ankunft des japanischen Beitrags Kibo im Jahr 2008. Japan entwickelte seinen aus vier großen Modulen bestehenden Anteil selbstständig. Kibo besteht aus dem elf Meter langen Japanese Experiment Module, einem Logistikmodul, einem Robotergreifarm und einer zum Weltraum hin offenen Experimentenplattform, die allerdings noch ihres Starts mit einer US-Raumfähre harrt.

Zum Jubiläumsdatum befinden sich derzeit zehn Astronauten an Bord der ISS, mit der US-Raumfähre Endeavour kamen dringend benötigte Ersatzteile und Versorgungsgüter zur ISS und vier Astronauten führen an der Außenseite der Station Reparaturen durch (wir berichteten). Durch weitere Ausrüstungsgegenstände kann nun die ISS auf einen permanenten Sechs-Mann-Betrieb hochgeschraubt werden. Dann haben auch europäische Astronauten eine Chance auf einen bis zu einem halben Jahr langen Raumflug.

Mit der Fertigstellung der ISS im Jahr 2010 plant die US-Raumfahrtbehörde NASA derzeit die Einstellung aller Raumfährenflüge. Sie wäre dann für den Transport von Astronauten bis zur Einsatzbereitschaft der Nachfolgeraumkapsel Orion rund fünf Jahre von der russischen Seite abhängig. Außerdem könnten größere Bauteile nicht mehr zur ISS transportiert werden.

Derzeit beginnt sich abzuzeichnen, dass die neue US-Administration unter dem Präsidenten Barack Obama plant, die US-Raumfähren mit einem eingeschränkten Flugplan bis zur Einsatzreife von Orion im Jahr 2015 weiter fliegen zu lassen. Auf jeden Fall werden die Weichen für die zukünftige US-Raumfahrt von der dann neuen Regierung im nächsten Jahr neu gestellt werden.

Tilmann Althaus

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.