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Agrarpolitik: Internationaler Saatgutvertrag tritt in Kraft

Ein internationaler Vertrag, der unter anderem den Zugang zu den genetischen Ressourcen von Nutzpflanzen und die Rechte von Bauern regelt, trat am 29. Juni in Kraft, nachdem ihn 55 Länder ratifiziert haben. Das Abkommen war lange Jahre von der Welternährungsorganisation FAO der Vereinten Nationen verhandelt worden.

So sollen Züchter zukünftig keine bilateralen Verträge mehr abschließen müssen, sondern über zahlreiche nationale und internationale Genbanken direkten Zugriff auf Saatgut von 74 Nutzpflanzenarten zur Forschung und Weiterentwicklung erhalten. Dazu wird auch die Genbank der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) in Washington gehören, in der 600 000 Proben lagern. Werden aus dem genutzten Materiall neue, kommerzielle Sorten entwickelt, soll ein Anteil der Einnahmen an einen Treuhänderfonds gehen, der in Entwicklungsländern Projekte zum Schutz und nachhaltigen Nutzung ihrer genetischen Ressourcen finanzieren wird.

Außerdem sollen Regierungen traditionelles Wissen schützen und ihren Landwirten das Recht einräumen, bei nationalen Entscheidungsfragen zu pflanzlichen genetischen Ressourcen mitzuwirken. Sie sollen weiterhin sicherstellen, dass die Bauern von den Vorteilen gleichermaßen profitieren. Auf diese Weise soll der Vertrag der Biopiraterie vorbeugen, durch die ethnobotanisches Wissen ohne entsprechende Gegenleistung von Firmen oder fremden Forschungsinstitutionen ausgenutzt wird.

In der gesamten Geschichte der Landwirtschaft haben Bauern etwa 10 000 Pflanzenarten für die eigene Ernährung oder als Futtermittel entwickelt. Die Vielfalt geht allerdings stark zurück: Inzwischen stellen 150 Pflanzen die breite Basis der Welternährung, wobei vier Fünftel der Energieaufnahme mit der Nahrung sogar auf nur 12 Arten zurückgeht. Am wichtigsten sind Reis, Weizen, Mais und Kartoffeln, die zusammen sechzig Prozent des Kalorienbedarfes decken. Innerhalb des vergangenen Jahrhunderts, so warnen Experten, sind drei Viertel der genetischen Diversität in landwirtschaftlichen Nutzpflanzen verloren gegangen.

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