Direkt zum Inhalt

Invasive Arten: Invasive Arten schaden Afrikas Landwirtschaft massiv

Tiere und Pflanzen, die in den afrikanischen Kontinent eingeschleppt wurden, verursachen einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Besonders Frauen und Kinder tragen die Kosten.
Spodoptera frugiperda kostet die afrikanische Landwirtschaft viel Geld.

Invasive Tier- und Pflanzenarten kosten Afrikas Landwirtschaft jährlich 3,6 Billionen US-Dollar. Das hat die erste umfassende Studie zum ökonomischen Einfluss von invasiven Spezies ergeben, die in »CABI Agriculture and Bioscience« erschienen ist. Die Summe entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Sie errechnet sich aus den entstandenen Ernteverlusten und den durch die Schädlinge verursachten zusätzlichen Arbeitskosten, die das Forscherteam der Organisation Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) nach Befragungen und Recherche in Veröffentlichungen ermittelt hat.

Die in Afrika ursprünglich nicht heimischen Schädlinge fressen an verschieden Nutzpflanzen; am stärksten litten Maniok, Zitrusfrüchte und Tomaten unter dem Insektenfraß. Die höchsten Kosten verursacht dabei – mit 11,45 Milliarden Dollar – die Tomatenminiermotte, gefolgt von der Schmetterlingsart Spodoptera frugiperda, die im Englischen als »Herbst-Heerwurm« bekannt ist. Sie befällt Mais und sorgt für Ausfälle von etwa 9,4 Milliarden Dollar. Durch eingeschleppte Ackerunkräuter entsteht weiterer Schaden: Die Mehrkosten, die durch zusätzliches Unkrautjäten anfallen, beliefen sich auf 3,43 Billionen Dollar.

Im Schnitt verlor jedes afrikanische Land 76,32 Milliarden Dollar pro Jahr – mit großen Unterschieden zwischen einzelnen Staaten: Während etwa Djibouti, Äquatorialguinea und Guinea-Bissau jeweils um 100 Millionen Dollar Verluste machten, war Nigeria von Ernteverlusten im Bereich von über einer Billion Dollar betroffen.

Invasive Arten (IAS, Invasive Alien Species) sind Pflanzen, Tiere oder Pilze, die sich in Lebensräumen ansiedeln, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. Sie haben weltweit einen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Einfluss: Sie verursachen hohe Kosten, steigern den Wasserverbrauch und stellen mitunter gesundheitliche Risiken für Menschen und Tiere dar. Besonders Frauen und Kinder kümmern sich darum, die invasiven Pflanzenarten zu jäten. Knapp 70 Prozent der Kinder aus landwirtschaftlichen Haushalten in Ländern südlich der Sahara müssen während der Hochsaison helfen, Unkraut zu jäten, statt zur Schule zu gehen.

Dennis Rangi von CABI, einer gemeinnützigen Organisation mit Fokus auf Umwelt und Landwirtschaft in Entwicklungsländern weist darauf hin, dass auf dem Kontinent, »über 80 Prozent der Menschen in ländlichen Regionen von Ernte abhängig sind, die sie für Essen und Einkommen anbauen«. Bislang gab es nur wenige Studien zum wirtschaftlichen Einfluss der IAS auf dem afrikanischen Kontinent. Die Landwirtschaftsbeauftragte der Kommission der Afrikanischen Union, Madam Josefa Sacko, ergänzte: »Invasive Arten zu managen ist unabdingbar, wenn die Landwirtschaft Afrikas ihr vollständiges Potenzial ausschöpfen und die wachsende Bevölkerung ernähren soll. Sie wird sich bis voraussichtlich 2050 auf zweieinhalb Milliarden Menschen verdoppeln.«

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.