Bioinvasoren: Invasive Marienkäfer mit Biowaffen im Gepäck
Für Deutschlands bekanntesten Marienkäfer, den Siebenpunkt (Coccinella semptempunctata), wird es eng: Der schwarz-rote Glücksbringer wird von einem invasiven Rivalen aus seiner Heimat verdrängt, dem Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis). Nun zeigten Wissenschaftler der Universität Gießen und des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena, dass die Asiatischen Marienkäfer ihren Erfolg einer körpereigenen Biowaffe verdanken.
Die auf Grund ihrer variablen Musterung auch als Harlekinkäfer bezeichneten Ostasiaten sind besonders gefräßig und sollten ursprünglich in europäischen Gewächshäusern Blattläuse bekämpfen. Einige Käfer sind wahrscheinlich entkommen und vermehren sich seit der Jahrtausendwende in Europa und den USA massenhaft. Was genau die Eindringlinge so erfolgreich macht, war lange umstritten.
Doch diese Annahme scheint falsch, zeigte ein Team um den Wissenschaftler Andreas Vilcinskas von der Justus-Liebig-Universität in Gießen: Den Siebenpunkten ging es nach einer Harmonininjektion im Labor noch genauso gut wie vorher. Im Gegensatz dazu führte der komplette Wirkstoffcocktail aus dem Harlekinkäferblut zum Tod der einheimischen Käfer. Der Blick durch ein hochauflösendes Mikroskop zeigte anschließend, woran es lag: In der Körperflüssigkeit des Asiaten befinden sich eine Vielzahl winziger, pilzähnlicher Einzeller – die so genannten Mikrosporidien. Sowohl im Blut als auch isoliert verabreicht töten sie den Siebenpunkt. Einmal gefressen, bohren sich die Parasiten durch die Zellmembran in die Zellen der Marienkäfer und vermehren sich.
Die Harlekinkäfer tragen somit tödliche Biowaffen in sich, ohne selbst daran zu erkranken. Wie der Existenzkampf zwischen einheimischen und Asiatischen Marienkäfer weitergehen wird, kann zur Zeit noch nicht beantwortet werden. Nun heißt es Daumen drücken, dass uns der gepunktete Glücksbringer noch lange erhalten bleibt.
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