Bardarbunga: Isländischer Vulkan sitzt auf riesiger Magmablase
Für Geologen ist Island ein Glücksfall – schließlich verläuft der Mittelozeanische Rücken des Atlantiks quer durch die Insel und ermöglicht eine trockene Erforschung dieser aktiven Plattengrenze. Wie lebhaft dieser geotektonische Prozess ablaufen kann, belegt seit Ende August der Vulkan Bardarbunga, der während der letzten zwei Monate kontinuierlich Lava freigesetzt hat – und dies wohl noch geraume Zeit praktizieren wird. Denn laut Charles Lesher von der University of California in Davis und seinen Kollegen sitzt der Vulkan direkt über der heißesten Stelle des nordatlantischen Mantelplumes: Hier steigt Magma aus dem Erdmantel auf und dringt über Spalten und Brüche in der Erdkruste bis zur Oberfläche vor.
In diesem Bereich sind die Temperaturen im Mantel sehr hoch: Sie liegen 85 bis 210 Grad Celsius über dem Mittelwert. Und sie sorgen dafür, dass ständig neue Gesteinsschmelze entsteht: Sie liefert seit mindestens 56 Millionen Jahren den Nachschub, der an dieser Stelle im Nordatlantik austritt und die magmatische Großprovinz der Region zwischen Grönland und Nordeuropa aufgebaut hat. Der großflächige und voluminöse Ausbruch derartiger Mantelplumes wird vielfach mit dem Auseinanderbrechen von Superkontinenten und globalen Klimaveränderungen in Zusammenhang gebracht, was auch im Nordatlantik womöglich der Fall war. Schließlich zog sich der ursprüngliche heißeste Abschnitt über 1000 Kilometer hinweg, während er heute deutlich kürzer ist. Die gegenwärtige Eruption des Bardarbunga liefert also nur einen gemäßigten Einblick in die bewegte Erdgeschichte Islands. Vor 8600 Jahren hat der Vulkan allerdings den größten bekannten Lavastrom seit der letzten Eiszeit produziert.
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