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Genanalyse: Ist der Yeti ein mysteriöser Eisbär?

Forscher haben erstmals umfassend Erbgut aus Haaren analysiert, die den "anomalen Primaten" Yeti und Co gehören sollen. Und am Ende wurde es dann sogar noch ein bisschen mysteriös.

Es ist ja nicht so, dass es gar keine Spuren gäbe. Nein, tatsächlich tauchen – neben verschwommenen Fotos und Trittspuren im Waldboden – auch immer wieder einmal Büschel von Haaren auf, die vom Yeti, seinem amerikanischen Kollegen Bigfoot oder dem kaukasischen Almas stammen sollen. Zumindest nach der mehr oder weniger festen Überzeugung der Finder.

Ein Team um den Genetiker Bryan Sykes von der University of Oxford hatte die Besitzer solcher Fundstücke nun gebeten, Proben davon für eine Genanalyse zur Verfügung zu stellen. Per Erbgutuntersuchung wollten die Forscher klären, ob eins der Überbleibsel nicht am Ende doch einem rätselhaften Wesen gehörte – vielleicht einem Neandertaler, Denisovaner oder Gigantopithecus, einem riesigen Primaten? Vertreter dieser ausgestorbenen Arten könnten in abgelegenen Bergregionen überlebt haben, um sich nun ab und an sichten zu lassen. So vermuten es jedenfalls manche Kryptozoologen.

57 entsprechende Proben gingen bei Sykes und Kollegen ein, davon entpuppte sich eine unter dem Mikroskop als Pflanzen-, eine andere als Glasfaser. 36 verbliebene kamen in die nähere Auswahl für den Gentest, bei insgesamt 30 konnten die Forscher schließlich einen Abschnitt der mitochondrialen DNA bestimmen. Diesen glichen sie zur Artbestimmung mit einer einschlägigen Gendatenbank ab.

"Die Abwesenheit von Beweisen ..."

Auch wenn es mit der ganz großen Sensation diesmal leider nicht geklappt hat – ein bemerkenswertes Ergebnis förderten die Wissenschaftler dann doch noch zu Tage: Zwei Proben aus Ladakh und Bhutan, die vermeintlich vom Yeti beziehungsweise von dessen bhutanischem Äquivalent, dem Migyhur, stammen sollten.

Deren DNA stimmte im betrachteten Abschnitt zu 100 Prozent mit der eines eiszeitlichen Eisbären (Ursus maritimus) überein – nicht aber mit der moderner Eisbären. Wie dies zu erklären ist, zumal Eisbären heutzutage nicht im Himalaja beheimatet sind, wissen die Forscher nicht. Sie spekulieren aber, dass sie es womöglich mit einem Hybriden von Braun- und Eisbär zu tun hatten, wie sie aus anderen Weltgegenden bekannt sind. Oder am Ende vielleicht sogar wirklich mit einer bislang unbekannten Bärenspezies.

Mit ihrer Studie wollten die Forscher dem Vorwurf begegnen, die Wissenschaft ignoriere – in gänzlich unwissenschaftlicher Manier – wichtige Belege für Yeti, Bigfoot und Co. Dem sei nun ansatzweise genüge getan, auch wenn, wie sie wissenschaftlich korrekt betonen, der Fall noch nicht grundsätzlich entschieden ist: "Die Abwesenheit von Beweisen ist nicht der Beweis der Abwesenheit", geben Sykes und Kollegen zu bedenken.

Trotzdem liege der Ball jetzt im Feld der Gegenseite, die aufgefordert sei, überzeugendere Belege für die Existenz von Yeti und Co zu liefern. Wie die Sammler der Bär-, Ziegen-, Pferde-, Kuh-, Hunde-, Hirsch-, Seraue-, Tapir-, Schaf-, Waschbär- und Menschenhaare auf die Ergebnisse reagiert haben, ist allerdings nicht bekannt.

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