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News: Ist Grammatik angeboren?

Es ist mehr als 30 Jahre her, seit der umstrittene Linguist Noam Chomsky mit einer kontroversen Theorie an die Öffentlichkeit trat: daß Kinder deshalb so leicht sprechen lernen, weil es einen angeborenen, sprachenübergreifenden Sinn für Grammatik gibt. Seitdem suchen Linguisten nach einfachen Regeln, die allen Sprachen dieser Welt gemeinsam sind. Einige von ihnen gaben kürzlich bekannt, was sie inzwischen gefunden haben.
Auf der Jahrestagung 1999 der American Association for the Advancement of Science stellte Guglielmo Cinque von der Università di Venezia eine umfangreiche Studie vor. Er und seine Studenten hatten etwa 500 verschiedene Sprachen und Dialekte untersucht, mit dem Ergebnis, daß jede Sprache aus Sätzen besteht, die auf Verben beruhen, welche von Modifikatoren in vorhersagbarer Mustern umgeben sind.

In einem anderen Gespräch untersuchte David Pesetsky vom Massachusetts Institute of Technology, ein ehemaliger Schüler Chomskys, die sogenannte Frageregel. Auf den ersten Blick scheinen Fragen in den einzelnen Sprachen sehr verschieden strukturiert zu sein. Die englische Frage "Whose book did Mary buy", wörtlich: "Wessen Buch tat Maria kaufen", wird im Deutschen zu "Wessen Buch kaufte Maria" und im Russischen zu "Kju Marija kupila knigu" oder "Wessen Maria kaufte Buch". Beim Vergleich dieser Sätze mit dem Bulgarischen und dem japanischen Dialekt Okinawan fanden Pesetsky und seine Studenten, daß das Äquivalent von "wessen" mit seinen begleitenden Worten immer am Anfang oder am Ende des Satzes steht.

Manche Wissenschaftler finden diese Hinweise überzeugend genug. Victoria Fromkin von der University of California, Los Angeles (UCLA), findet daß "die universellen Eigenschaften, die gefunden wurden, sehr dafür sprechen, daß unsere Art biologisch mit einem Regelwerk für Kommunikation ausgestattet wurde." Anderen geht diese Schlußfolgerung zu weit. "Wir stimmen alle überein, daß wir Voraussetzungen besitzen, die Menschen zum sprechen prädisponieren. Die Frage ist, wie spezifisch diese sind", widerspricht Edward Keenan, ebenfalls von der UCLA. "Ähnlichkeiten zwischen Sprachen aufzuzeichnen reicht nicht aus, um die Existenz einer universellen Grammatik anzuerkennen."

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