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Italien: Fortschrittlicher Bootsbau wohl schon in der Jungsteinzeit

Eine neue Studie bestätigt die Vorstellung von Seefahrt in der Jungsteinzeit: Die mehr als 7000 Jahre alten Einbäume vom Braccianosee waren das Ergebnis langen Erfahrungswissens.
Einbäume auf dem Grund des Sees in Latium
Die Einbäume wurden im Bereich der Siedlung in elf Meter Wassertiefe entdeckt. In der Jungsteinzeit war der See kleiner, die Überreste der Pfahlbausiedlung liegen dadurch rund 300 Meter vom heutigen Ufer entfernt.

Die Überreste der mehr als 7000 Jahre alten Kanus, die Archäologen vom Grund des Braccianosees bei Rom bargen, lassen nur erahnen, wie ausgeprägt das Wissen über die Seefahrt bereits damals gewesen sein muss. Demnach befuhren Menschen spätestens in der Jungsteinzeit Binnengewässer und vermutlich auch das Mittelmeer in technisch hoch entwickelten Booten. Das schreibt ein Forscherteam im Fachjournal »PLoS ONE«.

Ähnlichkeiten mit späteren Bootskonstruktionen deuten nach Meinung des Teams darauf hin, dass wichtige Fortschritte in der Seefahrt bereits während der Jungsteinzeit gemacht worden seien, so das Team um Juan Gibaja vom Spanischen Nationalen Forschungsrat in Barcelona.

Die fünf Einbäume entdeckten Unterwasserarchäologen zwischen 1993 und 2006 bei Ausgrabungen in der neolithischen Siedlung La Marmotta am Ufer des Braccianosees in der Region Latium. Es sind die bislang ältesten aus der Mittelmeerregion. Sie wurden auf ein Alter zwischen 7700 und 7100 Jahren datiert. Eines der Boote besteht aus dem ausgehöhlten Stamm einer Eiche, ist mehr als zehn Meter lang und am Heck gut einen Meter breit. Ein weiterer Einbaum sei aus Erle gefertigt und womöglich ein Fischerboot gewesen, hieß es. Insgesamt kamen vier verschiedene Holzarten zum Einsatz.

Die Fachleute entdeckten, dass die Kanus mit Äxten zugerichtet und durch Feuer ausgehöhlt worden waren. Anschließend verstärkten die Erbauer ihre Boote mit Querstreben. Das mehr als zehn Meter lange Gefährt wies drei T-förmige Objekte mit Löchern auf. Sie haben laut den Fachleuten zur Befestigung von Seilen gedient – und womöglich sogar von Segeln.

Auf dem Seegrund könnten sich noch weitere Einbäume erhalten haben, vermutet Gibaja. Der Braccianosee ist über den Fluss Arrone mit dem Tyrrhenischen Meer verbunden, ermöglichte also den direkten Zugang zum Mittelmeer. Die Einbäume wirken in ihrer Länge für den See überdimensioniert, folglich könnten sie laut den Autoren der Studie für die Küstenseefahrt verwendet worden sein. Bereits 1998 befuhr ein Team um den Experimentalarchäologen Radomír Tichý in einem Nachbau eines Marmotta-Kanus das Mittelmeer und gelangte dabei bis nach Portugal.

Dass Menschen rund um die Welt bereits in der Altsteinzeit über Boote verfügten, die ihnen mindestens ein Befahren von Küstengewässern ermöglichten, gilt als hoch wahrscheinlich – auch wenn entsprechende Wasserfahrzeuge nur selten oder gar nicht gefunden wurden. Es lässt sich aber aus dem Umstand ableiten, dass der Mensch schon vor Jahrtausenden Gegenden und Inseln erreichte, die nur über den Wasserweg zugänglich waren, etwa an der Westküste des amerikanischen Kontinents und in Australien.

Erst vor wenigen Wochen publizierten Wissenschaftler die Studie einer Moorleiche aus dem dänischen Vittrup. Die rekonstruierte Lebensgeschichte des Mannes deutet auf einen regen Austausch zwischen bäuerlichen Kulturen und ihren als Jäger und Sammler lebenden Nachbarn hin, der vor rund 5000 Jahren über die Nordsee hinweg erfolgte.

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