Rauschfolgen: Ja, Alkohol macht lustig
Erst in geselliger Runde Cocktails trinken, dann gemeinsam einem Comedian lauschen: Damit konnten sich Versuchspersonen an der University of Pittsburgh 60 Dollar verdienen. Michael Sayette und seine Kollegen wollten mit dem Experiment herausfinden, wie sich Betrunkene in einer kleinen Gruppe von Fremden verhalten. Die Ergebnisse beschrieb das Forschungsteam nun im »Journal of Experimental Social Psychology«.
Die mehr als 500 Versuchspersonen waren im Schnitt 22 Jahre alt und gaben an, mehrmals pro Woche in Gesellschaft Alkohol zu trinken. Sie wurden zufällig in Gruppen von drei einander unbekannten Personen aufgeteilt, wobei sich gleich- und gemischtgeschlechtliche Gruppen die Waage hielten. Ein Teil der Gruppen bekam zunächst einen Cocktail mit einer an die Person angepassten Dosis Wodka von rund fünf bis sieben »oz« – ein Vielfaches der Menge, die ein in den USA übliches 45-Milliliter-Schnapsglas enthält.
Andere Gruppen erhielten vermeintlich dieselben Cocktails, tatsächlich aber waren diese alkoholfrei und die Gläser lediglich so präpariert, dass sie nach Wodka rochen. Die übrigen Gruppen wussten, dass sie alkoholfreie Cocktails tranken. Alle hatten dafür eine gute halbe Stunde Zeit und konnten sich währenddessen ohne Vorgaben unterhalten. Nach weiteren 20 Minuten, in denen sie Fragebogen ausfüllten, bekamen sie fünf Minuten lang Aufnahmen des Stand-up-Comedians Jerry Seinfeld vorgespielt. Dabei wurden ihre Gesichter gefilmt.
Ergebnis: Egal, was die Leute getrunken hatten oder getrunken zu haben meinten, im Schnitt lachten sie bei den Pointen des Comedians erwartungsgemäß öfter als in den Zeiten dazwischen. Aber nur in diesen witzfreien Phasen entfaltete der Alkohol seine Wirkung: Hier lachten die betrunkenen Probanden rund ein Drittel bis ein Viertel häufiger als die nüchternen. Als lachende Mimik werteten die Forscher lediglich das so genannte Duchenne-Lächeln, ein echtes Lachen, erkennbar an der Kontraktion der äußeren Augenringmuskel. Über die Witze lachten die alkoholisierten nicht mehr als die nüchternen Versuchspersonen.
Offenbar diene Alkohol im Beisein von Fremden nicht so sehr dazu, eine fröhliche Stimmung weiter zu steigern, schlussfolgern die Autoren. Auch die Humorschwelle sank anscheinend nicht. Vielmehr sorgten die alkoholischen Cocktails als soziales Schmiermittel dafür, die Stimmung in den ruhigeren Momenten zu heben – dann, wenn sich die Aufmerksamkeit stärker auf die eigene Person richte und Gefühle der Unsicherheit oder des Unbehagens auftreten könnten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.